Dienstag, 21. Juli 2020

6. Juli -

2020/07/06 09:58



Wachte schon früh auf und fuhr um sieben Uhr zum Strand. Die zwei Frauen wieder in ihren Schlafsäcken. Sie waren gerade aufgewacht, setzten sich auf, und ich sprach sie an.



Das Ganze resultierte darin, dass ich nach Hause fuhr und alles holte, was man für einen Kaffee am Strand braucht. Gaskocher, Espressokanne, Espresso, Milch, Wasser, ein Feuerzeug. Ich machte beim kleinen Laden halt und kaufte Croissants und Rosinenbrötchen.



Dann saßen wir lange auf dem Mauerabsatz und redeten. Eine Griechin und eine Belgierin, die in Mytilini bei einer Hilfsorganisation für Flüchtlinge arbeiten. Wir redeten über das Konzept des "Helfens", über die Trance der "Helfer", über oft fehlgeleitetes Mitleid, über Leute, die ihre Schuhe weggeben wollen, wenn sie Flüchtlinge sehen, die barfuß gehen. In Moria gibt es auch Freude, sagte die eine, Effi, und erzählte, dass Leute sie zum Tee einladen, wenn sie dorthin kommt. Wir streiften die Situation in Molyvos. Die Bewohner des Dorfs haben keinen guten Ruf. Aber die Stimmung in Mytilini spitzt sich momentan auch zu.



Die Beobachtung von Adichie, dass jede Situation verschiedene "stories" enthält, trifft auf alle Bereiche des Lebens zu. Deshalb ist das Erzählen von Geschichten so wichtig. Es gibt nicht DEN "armen Flüchtling". Es gibt nicht DEN "Syrier", DEN „Afghanen“. Unser eigenes Leben könnte man auch in unzählig vielen verschiedenen Versionen erzählen. Deshalb ist es so wichtig, dass Menschen sich aufgefordert fühlen, ihre Geschichte zu erzählen. Und indem wir uns für die Geschichten der anderen interessieren, lernen wir, die Vielfalt der Geschichten anzuerkennen. Das Schlimmste ist, wenn die verschiedenen Geschichten einander gegenübergestellt werden als ausschließliche und rivalisierende Versionen desselben Sachverhalts.



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