Freitag, 3. Juli 2020

23. Juni -

2020/06/23 17:42

Es ist passiert: der Flug ist gebucht, für den 31.Juli. Geänderte Pläne, weil die Fähre nicht mit dem Flug zu kombinieren ging: Ich verbringe die Nacht in Athen auf dem Flugplatz, wie auf meiner Herreise. Vielleicht mache ich noch einen Upgrade zu Business Class, dann habe ich im Flugzeug mehr Platz, kann ein Gepäckstück mitnehmen und habe Zugang zur Lounge am Flugplatz, jedenfalls bis 23:00 Uhr. Frühstück ab 5 Uhr morgens. Als die Entscheidung gefallen war, fühlte ich mich erleichtert, vielleicht sogar etwas froh. P plant, im September und Oktober hierher zu kommen, und ich bin dann wieder für November eingeplant. Die Virus-Situation ist zwar nicht besser als bei meiner Herreise, aber ich muss einfach irgendwann einmal zurück, auch aus praktischen Gründen. Meine Zahnbehandlung. Mein Aufenthaltsstatus. Der Workshop.

Heute Früh ein erfrischender Regen. Es plätscherte wohltuend vom Dach auf die Terrasse, als ich aufwachte. Und das, nachdem ich gestern Abend noch bis zum Einbruch der Dunkelheit mit der Wasserpumpe gekämpft hatte. Schließlich sah ich, dass Vangelis den Hahn, der zu unserem Grundstück führt, im Pumpenhaus zugedreht hatte. Ein Triumph, als ich das frustrierende Rätsel endlich gelöst hatte, aber auch leichte Irritation darüber, dass er sich nicht an meine Anweisungen hält oder sie missversteht. Wir haben keine gemeinsame Sprache. U muss als Mittlerin einspringen, aber sie kennt das Pumpensystem nicht und hat auch keine Lust, sich damit zu beschäftigen. Jetzt der Morgenregen, der mir die Erlaubnis gab, ein bisschen länger im Bett zu bleiben und zu lesen.

Gestern eine Fahrradtour nach Petra und weiter Richtung Anaxos, in den Gartenladen, in dem man vor allem tönerne Blumentöpfe in allen Größen bekommt, aber auch scheußliche Gartendekoration und pseudogemauerte Brunnen. Ich wollte noch mal die Frage nach Solana stellen, aber die zwei Besitzer, die von der Hitze erschöpft im Ladenraum saßen, erkannten die Pflanze nicht einmal, als ich ihnen auf dem iPad das Bild zeigte. Ich kaufte eine kleine Dose weißen Lack für die Kühlschranktür und fuhr dann zurück nach Petra, wo ich endlich im Schreibwarenladen, von dem mir alle erzählt hatten, einen Block mit Aquarellpapier kaufte. Keine 1A-Qualität, aber zehnmal besser als alles Papier, was ich in den letzten Monaten benützt habe. Das stellt mich jetzt wieder vor andere Probleme. Wie kann ich dem Papier gerecht werden?

Im Lebensmittelladen redete mich der grauhaarige Gemüseabwieger mit "Agapi mou" an, "meine Liebe", was mich wie ein warmer Strom durchflutete. An der Frischwarentheke kaufte ich wieder eingelegte Fischchen und eine Portion grüne Oliven, die die Verkäuferin aus einer der viereckigen Kanister schöpft. Dann zwei Packungen Espresso, diesmal nicht die "goldene", sondern die "rote" Qualität, um andere Ausgaben wieder wettzumachen. Dann nach Hause, Mittagessen auf der Terrasse. Den heißen Nachmittag verbrachte ich damit, das neue Papier zu testen. Zu mehr reichte es irgendwie nicht.

Jeden Tag habe ich ein oder zwei "Aufgaben", gegen die ich einen riesigen Widerstand aufbaue. Heute habe ich Geld für meine private Rentenversicherung auf mein deutsches Konto überwiesen, wie jedes halbe Jahr eine (für mich) große Summe. Zwar hatte ich das Geld (und auch schon das, welches im Dezember ansteht) schon in meine Finanzplanung eingebaut gehabt, es gibt also nichts zu befürchten, aber es ist trotzdem jedes Mal ein ziemlicher Gefühlsakt. Hinterher fühlte ich mich erleichtert, ganz buchstäblich. Trotzdem musste ich gleich wieder mein verbleibendes Geld zählen, und ausrechnen, wie lange es reicht, um mir zu bestätigen, dass alles noch im grünen Bereich ist.

Gestern Abend, als ich bei der Bewässerungsaktion wieder übers Gelände marodierte, entdeckte ich, dass direkt neben unserem Schuppen auf dem Nachbargrundstück ein Solanabusch steht. Ich musste lachen. Die langwierige Suche nach dem Schatz, der sich dann vor der eigenen Haustür befindet.


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