Dienstag, 21. Juli 2020

13. Juli -

2020/07/13 08:24



Gestern hier nichts geschrieben. Langes Telefongespräch mit P am Abend. Es ist, als wäre ich nach Monaten der relativen Zufriedenheit plötzlich in ein Loch gefallen. Vielleicht weil meine Abreise langsam wirklicher wird. Weil ich plötzlich von Menschen umgeben bin, in deren Blick ich mich spiegle.



Zurück zum Braindump, 5 Minuten morgens, 5 Minuten abends. Tagsüber schrieb ich an einer neuen Version des Künstlerhauses, angeregt von anderen Büchern, die ich während meines Aufenthalts hier gelesen habe. Ich schrieb mehrere Stunden lang, am Ende waren es etwa 8 Seiten geworden und ich fühlte mich völlig ausgelaugt. Vielleicht auch deshalb mein Stimmungstief. Es ist eine anstrengende emotionale und intellektuelle Arbeit. Meine "Planung" ist momentan, nichts zu planen und mich während des Schreibens von spontanen Einfällen leiten zu lassen. Am Morgen am Meer war ich auf die Idee einer Zeitstruktur gekommen, die mich immer weiter in die Zukunft hineinführen würde. Tag 1, Tag 10, Tag 100, Tag 1000, Tag 10000, Tag 100000, Tag 1000000, das wären also am Ende fast 3000 Jahre. Die Hauptperson wäre dann ein Insekt auf einer menschenleeren Erde. Man kann es natürlich nicht so schematisch durchziehen. Außerdem ist es schon wieder eine Planung, und Planungen entmutigen mich immer nach einer Weile.



Heute zum medizinischen Labor in Petra fahren. Neue Schilddrüsenproben machen lassen. Baden. Einkaufen. Dann zu Hause schreiben.



21:48



Eigentlich würde ich diesen Tag gerne in der Versenkung verschwinden lassen. Ich fühle mich geächtet, kritisiert, in eine Rolle gesteckt, in der ich mich nicht wiedererkenne. Gleichzeitig muss ich zugeben, dass ich mich in die Rolle meines "Ungeliebtseins" hineingesteigert und damit andere vor den Kopf gestoßen habe.



Fuhr zur Blutprobe nach Petra. Wie immer geht es schnell und nach kurzer Zeit habe ich das Ergebnis in meiner Mailbox und schicke sie an meinen Arzt in Malmö. Als ich nach Hause fuhr und in den Sandweg einbog, der zum Haus führt, spielte mein Herz plötzlich wieder verrückt und es dauerte mindestens eine Stunde, bis es sich wieder beruhigt hatte.



Dann strich ich die Schutzkante der Eingangstür, die von der Salzschwelle, die wir hier immer gegen die Tausendfüßler auslegen, etwas abgescheuert war. Strich die Kante des blauen Metalltischs, der mir vor ein paar Tagen von der Treppe herunter gefallen war. Setzte mich zum Schreiben an den Schreibtisch, ohne zu wissen, wohin ich auf dem Weg war. Erst fühlte ich, dass ich mich in eine Sackgasse manövrierte, zwang mich aber dazu, einen Ausweg zu finden. Auf dem Weg zum Meer später beschloss ich, dass alles ein Traum gewesen war und dass die Ich-Person in dem viel zu kurzen Bett ihres neuen Zimmers aufwachen soll.



Der Tag war emotionell so erschöpfend, dass ich jetzt, noch vor zehn Uhr, so müde bin, dass mir die Augen zufallen. Eine meiner neuen Nachbarinnen holt ihre Reisegefährtin, um mit "den anderen" ein "total lustiges Spiel" zu spielen. Ich weiß nicht, wer die anderen sind, aber ich bin etwas traurig, dass sie mich nicht fragen.



Machte mir eine Aubergine mit Joghurt und einem Tomatenring und hatte noch einige gekochte Linsen, die ich mit Zitronensaft anmachte. Fuhr ans Meer und las dort in dem Kazuo Ishiguro-Roman. Kaufte mir geröstete Pistazien und ein Bier, setzte mich auf die Treppe vor dem Haus und las.



Endlich sind die Temperaturen erträglicher.



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