Dienstag, 21. Juli 2020

4. Juli -


2020/07/04 22:23


Abends in der Wärme.


Samstag.


Putztag. Nach schwieriger Nacht, einigen wachen Stunden, in denen ich das Licht eingeschaltet hatte. Alle Fenster mit Mückennetzen waren weit offen. Immer wieder strampelte ich das Laken von mir. Schwer im Magen das Essen, das ich gestern spät bei Mary gegessen habe, an ihrem Eröffnungstag: Aubergine in Tomatensoße mit viel Knoblauch und viel Öl und ein Tzatziki. Saß auf dem Balkon, machte eine Skizze von der Aussicht in der Abenddämmerung. Am Nachbartisch der Keramiker mit seiner Frau und ein befreundetes Paar. Ich verstand, dass sie über die Hotelgeschichte sprachen. Zwar begriff ich, was sie im Detail sagten, aber es war deutlich, dass sie sich rührend einig waren. So viel Falsches kommt in die Welt, weil wir uns nur mit Gleichgesinnten umgeben wollen. Als der Keramiker mich sah, konnte ich an seinem Gesichtsausdruck erkennen, dass es ihm unangenehm war, dass ich am Tag zuvor seine Auseinandersetzung mit Giorgos bezeugt hatte. Ich grüßte ihn und lächelte. Ich brauche schließlich nicht auch noch dazu beizutragen, dass die Gräben im Dorf sich vertiefen.


Wie es mir gehe, fragte Mary. Hm, heute nicht so gut, antwortete ich. Nicht? sagte sie (sie hatte ihre Nasen-Mund-Maske nach unten geschoben). Du siehst aber gut aus. Seit du operiert worden bist (sie meinte die Schilddrüsenoperation), siehst du viel besser aus. Du bist ein bisschen runder geworden im Gesicht, aber es steht dir gut. Wir warfen uns Luftküsse zu, als ich ging. Die wunderbare Mary.


Heute das volle Programm: Griechisch, Meditation, Yoga. Dann Großputz im Haus. Wieder mit der Zahnbürste der Dusche zu Leibe gerückt. Den Herd abgeschrubbt. Die Türen der Küchenschränke eingeschäumt und abgewischt. Das Zimmer geputzt, die Terrasse. Dann den Kühlschrank grundiert. Eine Aquarellskizze gemacht. Habe beschlossen, im kommenden Monat nur Live-Bilder vor Ort zu malen. Keine Fotos. Gestern: der Olivenbaum vor dem Haus. Heute einer der Feigenbäume. Beide mit Blindtechnik und auf das Papier gespritzter Farbe. Auf Distanz zu Instagram gehen.


Friseurtermin bei Rania. Keine Spur von Maske oder Abstandhalten. In dem kleinen Lokal saßen die Dorffrauen dicht beieinander, tauschten sich aus. Niemand trug eine Maske. Plötzlich war ich sehr müde. Ich hatte auch keine Maske auf. Der Virus ist ein Problem, sagte Rania. Ja. Ich weiß. Damit war das Gespräch beendet. Sie hat ihre Preise gesenkt, weil die Leute weniger Geld haben. Ich gab ihr den alten Preis. 15 Euro. In seinem Café nebenan saß ihr Sohn. Er sah resigniert aus. Keine Kunden. Wie seit Wochen. Bei Mary sah ich zwei Kunden auf dem Balkon. Heute trug Mary nicht nur Maske, sondern auch einen Schutz auf dem Haar. Sie ist die Einzige im Dorf, die sich an0 die Regeln hält. Ich rechne ihr das hoch an.





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