Freitag, 3. Juli 2020

27. Juni -

2020/06/27 08:35

Morgen. Ein Samstagmorgen. Sitze bei geöffneter Terrassentür auf dem Bett, esse Brot mit Tahini und Honig und trinke Kaffee. Vom Dorf hört man Lautsprecherdurchsagen eines Pickup-Verkäufers. Hier Vogelgezwitscher. Schwalben segeln durch die Luft. Ich habe mein Iphone in den neu aufgeräumten Schuppen gelegt, habe aber beim Wasserholen neben dem Teepavillon bereits die NYT heruntergeladen. Die Nachrichten sind nicht ermutigend. Manchmal denke ich sogar, vielleicht ist das wirklich unsere letzte Zeit auf Erden. Vielleicht mutiert der Virus zu einer Bösartigkeit, die wir uns noch nicht vorstellen können. Aber das sind nur düstere Gedanken ohne jede Konstruktivität.

Tatsache ist, dass die Lockerungen in vielen Ländern zum Ansteigen der Infektionszahlen geführt haben, auch in Deutschland. Tönnies, eine Fabrik-Schlachterei in NRW, vermeldete über tausend Fälle. Mehrere Landkreise (Gütersloh und Waren) wurden jetzt wieder geschlossen.

In England strömten in den letzten Tagen die Menschen an die Strände. Erschreckende Bilder von Menschenmassen, die sich dicht an dicht am Meer drängen. Viele blieben im Schlick stecken und mussten von der Rettungswacht rausgeholt werden, weil sie versucht hatten, bei Ebbe ins Wasser zu gehen. Gestern sah ich auf Instagram (auf dem Konto "@2minutesbeachclean") Bilder von den leeren Stränden, nachdem die Massen nach Hause gegangen waren: eine müllübersäte Wüste. Da die Toiletten noch nicht geöffnet hatten, verrichteten mehrere Leute ihr Geschäft in Pappkartons, die sie dann am Strand liegen ließen, wo das Reinigungspersonal sie wegräumen musste.

In den Südstaaten der USA ist es auch zu Rekordanstiegen gekommen. Texas hat jetzt wieder eine Schließung der Bars angeordnet. Die sogenannten "roten" Staaten haben das Problem, dass viele Leute das Tragen einer Maske als eine Einschränkung ihrer persönlichen Freiheit ansehen bzw. den Verzicht auf die Maske als politisches Statement. Auch Trump und der Roboter Pence treten immer ohne Maske auf. Es gibt offensichtlich immer noch Leute, die den Virus ernsthaft als eine Erfindung der Demokraten betrachten. Und Trump gießt Öl in die Flammen. Er wird (will?) ein brennendes Land hinterlassen, wenn er im November aus dem Amt gewählt wird, was ziemlich sicher der Fall ist (falls es ihm nicht gelingt, die Wahlvorgänge zu seinen Gunsten zu beeinflussen).

In der NYT las ich außerdem, dass immer mehr Reiche in den Vereinigten Staaten ihre persönlichen Bunker haben, geräumige, voll ausgestattete unterirdische Notunterkünfte. Was sagt uns das über das reichste Land der Erde? Was sagt es uns über Menschen?


Keine Kommentare:

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...