Freitag, 3. Juli 2020

19. Juni -

2020/06/19 13:49

Schreibe das, während ich im Dorf im Café Tropicana sitze, nach einem Schaf-im-Ofen und Tsatsiki. Das Licht fällt durch das Laub der Platane auf die Papiertischdecke mit den Fettflecken. Möchtest du den Rest mitnehmen? fragt Taxia, als sie abräumt. Gerne. Es ist ihr auch lieber, sagt sie, wenn sie das Essen nicht wegwerfen muss.

Auf der Post am Morgen die große Überraschung, der Triumph. Ist was für mich da? "JA", sagte die Postangestellte. Ich konnte meinen Ohren erst nicht trauen, ich hatte sie ja schon früher schon mal missverstanden. Ist wirklich etwas für mich gekommen? Aber ja! Ein kleiner gepolsterter Umschlag wird mir unter der Glasabsperrung zugeschoben. Ein paar Meter weiter treffe ich "meinen" Giorgos (unrasiert, in kurzen Hosen) vor seinem Laden, im Gespräch mit drei Männern aus dem Dorf. Er sieht zerknirscht aus - er meldet sich so selten (eine lange Erklärung folgt). Können wir jetzt einen Kaffee trinken? Jetzt nicht, ich bin auf dem Weg zum Essen. Morgen dann. Du schreibst mir, ich schreibe dir. Ist gut. Er möchte noch wissen, ob ich in Petra in dem Laden gewesen bin, in dem man Künstlerbedarf bekommt. Noch nicht, sage ich, ich hatte eine Hitzekrise? Hitzekrise? Er versteht nicht. Keine Lust, bei der Hitze mit dem Fahrrad zu fahren. Du hättest mein Auto haben können.

Feierlich packe ich die kleinen Farbtöpfchen aus. So klein? fragt Taxia. Diese fünf Töpfchen kosten 30 Euro. Sie erzählt, dass ihre Tochter auch malt, und ihr Mann, der mit Pferdeschwanz in der Küche vor dem Herd steht, mit dem Rücken zu mir. Ein muskulöser Rücken im Muscle Shirt. 

Heute Morgen rief ich Pavlos noch einmal an, den "Waschmaschinenmann". "Jetzt sind es 8 Grad im Kühlschrank." Gestern waren es noch 16. Er kam am späten Nachmittag und zog das Tablett unter dem Gefrierfach etwas vor, damit die Kälte nicht blockiert würde. Seine feste Überzeugung ist, dass ein Kühlschrank nicht kaputt sein kann, so lange das Gefrierfach funktioniert. Er hockte vor dem geschlossenen Kühlschrank, hatte den Sensor eines Digitalthermometers hineingelegt, ich saß auf dem Bett, und wir schauten wie gebannt auf die Thermometer-Anzeige, die langsam herunterkletterte. Währenddessen unterhielten wir uns, über den Virus, über seine Arbeit.

Die Katzen kamen die Leiter heruntergeklettert und verschwanden durch die Tür. Ich erzählte von meiner Sorge, was mit ihnen wird, wenn ich von hier wegfahre. Er lachte. "Keine Sorge. Katzen finden immer einen Ausweg. Im Gegensatz zu Hunden."

Im Blumenladen. Die Besitzerin hatte ein Zweiglein von einem Solanabusch abgezupft. Er wächst ganz in der Nähe, sagte sie. Fünfzig Meter von hier. Du kannst einen Ableger in etwas Wasser stellen und darauf hoffen, dass es Wurzeln entwickelt. Wenn es nicht klappt, kann sie versuchen es zu bestellen. Danke! Nichts zu danken! Ich kaufe ein Töpfchen Basilikum, um mich erkenntlich zu erweisen.


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