Mittwoch, 20. Mai 2015

Wieder einmal lesen

"Yes, I said. Eve can't, doesn't know how, doesn't have the material to be Eve outside of Adam. Her evil and her good are evil and good according to Adam. Eve is Adam as a woman. And the divine work was so successful that she herself, in herself, doesn't know what she is, she has pliable features, she doesn't possess her own language, she doesn't have a spirit or a logic of her own, she loses her shape easily. A terrible condition, Nino commented, and I nervously looked at him out of the corner of my eye to see if he was making fun of me. No, he wasn't."

- Elena Ferrante: Those Who Leave and Those Who Stay

Montag, 18. Mai 2015

in the morning

In the morning

When I look into the mirror

I see the lines in my face

and wonder about my life.

What makes it so difficult to know?

And when you know, to do?

I followed a strange path,

often fought against the small things

and gave in for the big.

How should one live?

When I was young, this was the question.

Now that I am older, I do not know the answer.

The many things my hands have done

are now gone, not made for eternity.

My words have not left a trace.

The years have passed, even for me,

why am I surprised?

In this simple hut I drink my morning coffee, I eat my breakfast.

Somewhere there is war, I know.

There is always war, somewhere.

I do not hear guns from where I sit,

I just hear the cars from the motorway,

the sound of the small everyday war,

a senseless struggle against time, against space.

Nowadays I see to my garden, I feed the cats, I listen to the birds.

You could call me names,

but I have seized to care.

I am the woman without name, I own not a thing.

I walk in worn shoes, I look at the sky.

Sonntag, 3. Mai 2015

Das Geländer

Ich kann nicht schreiben, ohne mich irgendwo festzuhalten, panisch greife ich nach dem Geländer, ich werde vielleicht fallen und zwar sehr, sehr tief!

Ein Buch gibt es, aus dem mir der Freund entgegen spricht. Plötzlich höre ich seine Stimme, plötzlich ergreift mich die Erkenntnis, dass ich sie nie wieder hören werde, nicht so, nicht so wie damals, vor Jahren, Jahrzehnten beinahe. Wir waren doch Freunde, wir hätten doch Freunde werden können, er lud mich ein in sein Haus im Wald, wir hätten doch noch öfter zusammen frühstücken, die Nachrichten am Radio anhören können!

Das ist jetzt dein Zuhause, hatte er doch gesagt! Du kannst kommen, wann du willst.

Er hielt es doch aus, wenn ich weinte, er streckte sich doch auf der Matratze neben mir aus, in voller Kleidung, er lehrte mich doch das Stillsein, Holzhacken, ich weiß doch noch genau, wie er einen Fuß vor den anderen setzt, wie er sich räuspert, ich habe doch sogar Freundschaft geschlossen mit seiner Frau, seinem Sohn! Nur seine Geliebte meide ich, mied ich, ich muss von allem im Imperfekt schreiben...

Ich habe nicht gewusst, wie sehr ich du mir fehlst, schrieb ich ihm.
Im Unterschied zu dir habe ich immer gewusst, wie sehr du mir fehlst, schrieb er zurück.

Ich las es IHR vor, wir saßen auf dem Boden in meiner Küche, als seine SMS kam, ich war bereits dabei, sie zu verlieren, ich hoffte, sie zurück gewinnen zu können, aber sie wandte sich leichthin ab.

Auch er weiß von dem eiskalten Blick, der das Herz zum Gefrieren bringt, ich habe es heute gelesen, in seinem Buch.

Ich floh vor dem Buch in die Kälte der Nacht.

Immer gibt es irgendeine Katze, die ich vermisse, ich rufe Namen in die Dunkelheit, ich hoffe auf gute Nachrichten.

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...