Montag, 24. Juni 2013

Der Erste. (Die Erste.)



Wo zwei Atem sich berühren, zwei Windzüge, zwei Energiefelder. (Sie sagen, das Erste, was du brauchst, ist ein Name! Aber sobald ich den Namen habe, ist die Welt schon ein bisschen kleiner, überschaubar geworden, aufgeteilt in kleine Stückchen Ich-Welt.)

(Es gab Namen, sie waren aber schlangenförmig und sich windend und entwindend, entschlüpfend.)

Immer wieder aufs Neue die Überraschung: was Menschen-möglich ist, berührt.

Geh jetzt, einen Schritt vor den anderen. Es ist ja ein frischer, reingewaschener Tag, der funkelt vor dem Fenster, vor dem Auge.

Immer wieder geht es um Bewusstsein, um das, was wir daraus basteln, unsere Sicherheiten, die abgesteckten Grenzen, ein scheinbarer Zusammenhang, zusammenfaltbar, verstaubar, einfache Raumlösungen.

Samstag, 22. Juni 2013

17/4/93 (vor zwanzig jahren schrieb ich)

als könnte man also sich umdrehen und immer-fort-wischen, in einer rund-um-bewegung, WIE EIN STILLER UND ERNSTER BERG - es war eine Wanderung / Tausendfache Trippelschritte Grotten durchfurchte Steine, Drachengrotten, meine Hundefelljacke,

(Jetzt bin ich nicht mehr dort / jetzt sehe ich, was ich unterließ) Jetzt ist ein Jahr abgestorben, sogar die Erinnerung, die ein Schatz sein sollte.

querdurch-sich-schreibend / tag und nacht jahre um jahre / räume und länder / ein anfang und ende erhastend / in der größten Unordnung / wirklichkeits-schreiben / erinnerungs-gehacktes / ein verweilen auf den rändern /

so schreibt er: vielleicht wird man alt
so schreibt sie: ganz sicher wird man alt

es sind verlorene blicke / die frauen tragen ein tuch in den händen / clutching / das feuchtnasse taschentuch / kurz bevor der kopf / in müdigkeit traurigkeit / herabfällt / sich dreht und wendet / ein ungelenkes vornüber-beugen / blicke fallen vorbei an all dem sichtbaren / glasblicke / in rotbraun / todweiß

der atem hastet . raubfremde dächer . luftschutz . mein begleiter . wenn ich (ohne zu nennen) einfach spreche . es beim wort nehme . das randgetrübte . rückwärts ohne zu schauen . mit siebenmeilenstiefeln . kopfentleerend . stein um stein . die weiße warme landschaft . geknittertes . während ich verliere und um mich streue . lebengeschichte gewichte . diese wanderung der raubflug . die raubfahrt . tausend jahre .

er nahm mich , HANDWARM , wie sein name war , eine verschlungene kalligraphie //

Reise in China - im traum verlor ich . ein rattern . durchsichtig, augengesichtige zeit : plötzliches aufschrecken nachts " als ich etwas durchstöberte , in der hoffnung , zu finden, eine zarte geschichte , eine lebenssicherheit.

baozi
jiaozi
longsheng
guilin
liuzhou

da er es vor mich hinblätterte - glanzpapier - erbrochenes -

warum gibt es eine zeit / die nicht fest wird / schlamschlabberig dahin welkt / geht

Donnerstag, 6. Juni 2013

"Was mich an K störte"


Meine Mutter sagte, was mich K. störte, war, dass er so egoistisch war. Wenn wir einen Ausflug machten und er zwei Schnitzel dabei hatte für unser gemeinsames Picknick, ein kleines und ein großes, dann gab er mir automatisch das kleinere. Er hätte ja wenigstens fragen können, anstandshalber! Und als ich dann euren Vater kennengelernt hatte, passte K. mich eines Tages auf dem Weg von der Arbeit ab und fragte, und, glaubst du, dass du jetzt glücklicher wirst? Und ich sagte, ich weiß es nicht.

Eine Weile hatte ich dann zwei Freunde, sagte sie. Als ich mit deinem Vater über den anderen sprach, sagte er nur, den werden wir auch noch los. Diese Frechheit! Dieses völlig ungetrübte Selbstbewusstsein. Diese Sicherheit, dass ich bei ihm bleiben würde, dass wir bereits zusammengehörten.


Ein Schnitzel

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...