Freitag, 12. Dezember 2008

Vor zwanzig Jahren in China



Vor ziemlich genau zwanzig Jahren habe ich dieses Bild gemacht.
Möcht gern wissen, was aus den Jungs geworden ist.
"Ich fahre nächstes Jahr wieder hin", verkündete ich zum Frühstück.

Mittwoch, 10. Dezember 2008

Der Besuch



Der Besuch klopft ans Fenster
Und ist zu scheu um einzutreten
Vor meinen Augen ein Land
Aus weißem Papier
Die Wege über Nacht verschwunden
Nach allen Richtungen offen
Ist dieser Tag

(Die ist ein uraltes Gedicht, das ich in meinen Papieren gefunden habe.)

Montag, 8. Dezember 2008

Ich arbeite an mir selber


Ich widmete mich heute meinem neuen Projekt, der Ablichtung der Stadt mithilfe der miserablen Kamera in meinem Handy. Das Wetter war auch schlecht, das kam meinen Absichten entgegen. Es ist mir nicht gleichgültig, was mit der Welt geschieht. Aber ich habe auch keine Lust, mich einzumischen. Also arbeite ich ständig an mir selber.

Freitag, 5. Dezember 2008

Heute

Was ich heute angestellt habe, bevor ich endlich am Schreibtisch gelandet bin (u nun der Blog als Höhle, in der ich mich verstecke):
Ich frühstückte, spülte ab, las in einer alten Lettre Gedichte von Derek Walcott und Les Murray.
Bestellte Bücher von Richard Sennett, von dem ich in der Online-Ausgabe des SZ-Magazins ein Interview gelesen habe.
Ich spielte auf dem Akkordeon ein paar Stücke und schaute dabei den Handwerkern zu, die vor dem Fenster die Balkonbrüstung anmontierten.
Ich warf der Katze ein paar Trockenfutterstücke zu. Das ist ihr Lieblingsspiel, und sie dankte mir mit freudigen Quietschlauten.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Eigentlich nichts

Wie man darüber schreibt?
Wie man die Wörter wieder findet?
Sich nicht andauernd Fluchtwege ausdenkt?

Dienstag, 4. November 2008

Katzenritual am Morgen

Das Aufstehritual: sobald die Katzen hören, dass ich wach werde, kommen sie in mein Zimmer getrippelt und legen sich am Fuss der Leiter hin, die zu meinem Hochbett führt. Und wenn ich die Leiter herunter klettere, dann bedeuten sie mir mit grossem Nachdruck, dass meine wichtigste Aufgabe darin besteht, ihnen sofort ihr Futter zu geben.
Was ich auch tue...
(Übrigens habe ich heute nacht geschlafen, und der graue Novembertag sieht gleich viel besser aus.)

Montag, 3. November 2008

Mein schlafloses Leben



Ich liege im Bett mit Augen, die so groß sind wie Untertassen.
Jemand hat blaues Plastik vor mein Fenster geklebt. Meine Aussicht auf die Welt ist verschwommen, und es wird nie richtig Tag.
Und in den Nächten finde ich keinen Schlaf.
Ich gehe in die Küche, wärme mir Milch, löse Honig darin auf, ich lege mich wieder ins Bett, lege mir die Hände auf die Augen, dann auf den Bauch.
In meinem Kopf findet eine Art Jahrhundertschlacht statt. Manchmal bleiben die Gedanken stehen, und dann wandere ich in einer Art Wüste herum.
Ich weiß nicht, wann das Ganze angefangen hat. Ich glaube, es ist ein Hinweis für mich, dass ich mein Leben irgendwie ändern muss. Bloß wie.

Dienstag, 30. September 2008

Grund fürs Schweigen

Meine Blog-Abwesenheit ist dadurch erklärlich, dass ich mit mir selber einen Pakt geschlossen habe: am 31.12. will ich nämlich mein Buchmanuskript vor mir auf dem Schreibtisch liegen haben. Ich werde mit der Hand drüber streicheln und ein wenig von meinem weißen Tee nippen. Dann werde ich das Manuskript in einen Briefumschlag stecken und wegschicken. Wohin? Na, das ist noch die Frage / das Geheimnis. Achso, ja, und am 3.1. steige ich dann in den Flieger nach Indien.

Sonntag, 3. August 2008

Heißer Tag


Seit eineinhalb Stunden versuche ich etwas zu schreiben, aber ich muss jetzt einsehen, dass ich zu müde dafür bin. Den ganzen Tag war es so heiß, dass ich mich neben ein dunkles Kellerloch setzte, aus dem kühle Luft strömte. Die Insekten sahen gegen den blauen Himmel aus wie unzählige schwirrende Lichtpunkte. Ein Flugzeug flog über den Himmel und hinterließ einen scharfen weißen Streifen, der allmählich verschwamm und undeutlicher wurde. Ich ging im Garten umher, um herauszufinden, welcher Schatten kühler war als die anderen, und dann zog ich mit meinem Stuhl dorthin um. Den ganzen Tag strengte ich mich an, um ein Buch zu lesen, in dem ein namenloser Krieg beschrieben wurde. Ich las etwa dreißig Seiten, während ich im Garten von einem Schatten zum nächsten zog, und jetzt kann ich mich an keine einzige Einzelheit erinnern. Nach einigen Seiten begriff ich, dass das ganze Buch aus einem Satz bestehen würde, und das erfüllte mich mit einer solchen Ungeduld, dass ich nicht weiterlesen konnte. Ich wartete auf den Abend und darauf, dass es kühler würde. Ich trank eine Tasse Kaffee, fegte den Gartenweg und dichtete die Fenster des Hauses mit Hilfe von Handtüchern und Decken gegen die Hitze ab. Weil ich nichts von von dem tun konnte, was ich mir vorgenommen hatte, redete ich mir ein, dass ich mir meine Kraft für den Abend aufhob. Wenn es kühler würde, könnte ich weiterlesen, ich könnte vielleicht sogar schreiben. Jetzt ist es Abend, und es strömt kühle Luft durch das geöffnete Fenster in das Haus, aber mein Kampf gegen die Hitze hat mich so erschöpft, dass ich nicht länger wach bleiben kann. Jeden Tag verbringe ich mit einem ähnlich sinnlosen Kampf. Heute war es die Hitze, an anderen Tagen gibt es andere Widrigkeiten, gegen die ich ankämpfen muss und die mich am Ende des Tages leer und erschöpft zurücklassen, ohne dass ich tagsüber zu dem gekommen wäre, wofür ich zu leben glaube.

Sonntag, 20. Juli 2008

Lost In Life (Mein 1-Satz-Leben)


21.6. In keiner Nacht kann ich länger schlafen als 6 Stunden.
22.6. Ersehnte Reise nach Griechenland, aber alles macht mich gereizt.
23.6. P. kann nicht schlafen, wenn der Ventilator an ist, ich kann nicht schlafen, wenn der Ventilator aus ist.
24.6. Später zurück in der nachtdunklen Plaka finde ich den Weg zum Hotel nicht mehr und habe auch vergessen, wie es heißt.
25.6. Ich träumte, dass es fürchterlich warm war, dann wachte ich auf, und es war fürchterlich warm.
26.6. "Aber wie auch immer, er hatte keine Reisen gemacht, und das lag ihm wie ein schwarzer Stein auf der Seele." (Julio Cortazàr: Rayuela)
27.6. Aus reinem Protest nehme ich die Kamera nicht aus der Tasche, um dieses wunderbare Panorama, dieses unglaublich blaue Wasser zu fotografieren.
28.6. Ich träumte von einem Tier, von Menschen aufgezogen, das nun groß geworden war und seiner Natur näher und wild und Furcht einflößend.
29.6. Am Strand von Skala Eressou versuchen fünf junge Männer eine Umkleidekabine tiefer in den Sand einzugraben, aber der Sand, den sie wegschaufeln, rutscht immer wieder nach, und schließlich fällt die Schwingtür der Umkleidekabine aus den Angeln, so dass die jungen Männer sich nach einigen vergeblichen Versuchen hilflos lachend im Sand wälzen.
30.6. H. findet es fürchterlich, wie Häuser gebaut sind zum Beispiel, sagt sie, der Eingang sitzt immer auf der falschen Seite, und dass man erst hinein und dann wieder hinaus gehen muss.
1.7. Und ich, die ich keinen Beruf hatte, weil alle meine Bestrebungen immer dahin gegangen waren, das zu vermeiden.
4.7. Sie (U.!) packte ihren alten, zerfransten Führerschein aus, zog ihn aus der Geldbörse und faltete ihn auseinander, wie ein feuchter Lappen hing er zwischen Daumen und Zeigerfinger.
6.7. Schreib auch die halben Gedanken auf, das Unklare.
7.7. Weil ich in einem früheren Leben die Herrin über eine Kornkammer war, sagte sie, und Menschen verhungern ließ, ist es meine Aufgabe jetzt, sie zu nähren, und ich fürchte ständig, sie könnten nicht genug bekommen.
8.7. Der Hund mit der amputierten Vorderpfote an der Strandpromenade von Mytilini.
9.7. "Und, was willst du?" "Ich weiß nicht, was ich will."
10.7. Ein paar alte Leute am Straßenrand auf Stühlen sitzend, ein Junge, der mit einem Mountainbike die Stufen im Dorf hinabfährt, eine junge Frau mit einem bunten Putzeimer in einem Hinterhof zwischen verfallenen, zerbröckelten, eingestürzten Häusern, zwei gelangweilte Bedienungen auf Barhockern, ein griechischer Café kostet 1 Euro.
11.7. Am Ortseingang (es gibt ungefähr fünf davon) sitzt ein Empfangskomittee von alten Frauen auf Stühlen und ausrangierten Bussitzen, strickend, häkelnd, oder nichts tuend und missmutig vor sich hinstarrend.
12.7. Die alten Frauen gehen in die Kirche und beten, und die alten Frauen werfen den Katzen Käserinden und Brotstücke hin.
13.7. Je mehr hungrige Katzen sie füttert, desto mehr tauchen auf, halb blinde, staubige, trächtige, spindeldürre, verängstigte, und in den Nächten träume ich von den Katzen, ich träume, dass ich einen kleinen seidenweichen Pelzball in den Armen halte, und dann wache ich auf.
14.7. Ein "Urlaub" ist künstlich begrenzte Zeit (es gibt keinen Anfang und kein Ende, wir bilden es uns nur ein).

Donnerstag, 19. Juni 2008

Donnerstag

1) Langsam Licht im Transformatordunkel.
2) Die Pelzigen haben seit gestern Ausgangsverbot (Nachbaridioten haben sich beschwert).
3) Hab ein Sushi zu Mittag gegessen, aber vielleicht etwas zu eilig, da es mir jetzt im Magen liegt wie ein aufgeblasener Riesenkugelfisch.



4) Vielleicht bin aber ich auch dieser Fisch!
5) Es gibt ein Dorf in Indien, in dem die Bewohner sich durch Gebete gegen Schlangenbisse immun machen (und nach eigenen Angaben ist noch kein einziger Bewohner dieses Dorfes an einem Schlangenbiss gestorben, obwohl die Schlangen - die Kobras! - dort allen um die Füße schlängeln).

Montag, 16. Juni 2008

Roppongi

Und ich? Jaja, es nimmt einfach kein Ende:

Kann aber inzwischen so viel Luft schnappen, dass ich "Roppongi - Requiem für einen Vater" von Josef Winkler lesen kann und mal wieder zum zigsten Mal feststelle, dass Winkler zu meinen absoluten Lieblingsautoren in der deutschen Sprache gehört.
Woran das liegt? Darüber muss ich noch nachdenken.

Sonntag, 8. Juni 2008

Trust In Lust

Das muss ich jetzt doch loswerden (obwohl ich immer noch über meinen Transformatoren schwitze):

1. In schwedischen Apotheken wird es in Kürze Geishakugeln, Vibratoren, Massagestäbe und Vibratorfingerringe (mit winzigem Klitorisvibrator) etc. zu kaufen geben. Nicht zu vergessen Reinigungsservietten ("for me and my toy").

2. Der Vorname "Lego" wurde von den schwedischen Behörden vor kurzem zum ersten Mal genehmigt, der Vorname "Ikea" ist allerdings immer noch nicht erlaubt.

Mittwoch, 28. Mai 2008

Kein Ende in Sicht


Es fehlen mir die Worte. Bloß damit alle, die sich hierher verirren, eine Vorstellung davon bekommen, womit ich mich seit zwei Wochen beschäftigen muss, hier ein Bild. Na, eigentlich ganz schön, bloß fehlen mir die Worte...

Dienstag, 13. Mai 2008

In Ketten

Eine sehr langweilige Arbeit kettet mich am Schreibtisch fest, während draußen Kinder storchenbeinig mit Rollschuhen auf dem sonnigen Platz im Kreis herumfahren und ein gelb gekleideter Mensch mit einer sehr großen Maschine und einem über die Ohren gestülpten roten Gehörschutz den Rasen mäht. Auf dem Hinterhof spielen einige Roma unter lautem Rufen ein Spiel mit Münzen. Die Katzen schlafen. Am Küchentisch lese ich "Into the Wild", während ich Naturreis, Linsen und Rote-Bete-Salat esse. Mehr ist heute von mir nicht zu erwarten. Ich trage meine Arbeitsbrille.

Samstag, 10. Mai 2008

Aus dem Archiv (heute vor drei Jahren)

10.5.2005
Grausig, sagte die Ärztin zu mir, als ich das Sprechzimmer betrat, und ich wußte nicht, ob sie die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung oder die Krankheit der Patienten meinte, die vor mir im Sprechzimmer gewesen waren. Sie hatte aber aus dem Fenster geblickt und sprach vom Wetter.

Zum zweiten Mal für heute rechne ich aus, wie lange mir mein Geld noch reichen wird, und wegen eines kleinen Tricks komme ich auf ein günstigeres Ergebnis als noch Stunden zuvor.

Nachdem jetzt kein Anzeichen für eine Krankheit bei mir gefunden wurde, da alle meine Werte im Bereich des Normalen sind, muß ich meine Rastlosigkeit wieder auf mich nehmen, kann sie nicht abschieben auf ein Drittes, außerhalb von mir (wenn auch in meinem Körper) liegendes Etwas. Ich muß mich wieder ungemildert selbst aushalten und darf fürs Erste keine Ausrede mehr für mich finden.

„Wie kann ich dir helfen? Gar nicht! Ich genieße diesen Zustand der totalen Erschöpfung, der Verzweiflung und Sprachlosigkeit, der Niedergeschlagenheit und Selbstmordlust. Ich kann mir diesen Zustand von niemandem nehmen lassen. Er entweicht mir und kommt immer wieder.“ (Josef Winkler)

10.5.2008
{Und heute? Fast alles ist genauso, außer dem Wetter. Und der Arztbesuch steht für Dienstag bevor.}

Freitag, 9. Mai 2008

Was früher besser war (Fortsetzung)

Die Müllmänner bekamen zu den Feiertagen immer ein kleines Geschenk.

(Ich dachte daran, als ich heute vom Balkon aus den Mann in dem orangen Anzug betrachtete, der jeden Morgen den Müll vom Platz aufklaubt. Er hat kurzgeschorenes weißes Haar und trägt eine runde Hornbrille. Jeden Morgen ist er da und geht ruhig und systematisch seiner Arbeit nach, eine leuchtende Erscheinung in meinem Alltag!)

Dienstag, 22. April 2008

Die e-Bucht-Falle

Schon wieder bin ich in der e-Bucht-Falle gelandet und versuche, etwas billig zu erstehen. Habgier mischt sich mit Geiz und dem Wunsch, schlauer zu sein als andere; keine besonders angenehme Mischung. Außerdem frisst es mir meine Zeit auf. Fazit: das Ding schnappt mir ein andrer weg, 10 Sekunden vor Schluss, mit 50 Cent mehr, und ich liege morgens drei Stunden schlaflos unter meiner Decke.

Montag, 21. April 2008

Bad und Berlin Alexanderplatz

Erster Badetag. Zweimal Sauna und dann rinn ins 9° warme Meer. Ulla hat's drauf - die schwamm nämlich mit ihrer weißen Badekappe ganz weit ins Wasser und legte sich dann aufn Rücken und prustete, mit ihre 89 Jahre oder was aufn Buckel. Und dann mit "Berlin Alexanderplatz" uff die Planken im Sonnenschein, immer wieder so vor mich hin schmunzeln müssend von wegen diese Berliner Schnauze...

Mittwoch, 16. April 2008

diamond

es muss doch möglich sein, jeden tag einen kleinen edelstein zu finden.

"Always keep a diamond in your mind", schreibt Tom Waits.

Mittwoch, 9. April 2008

XX

so bemalt eure leinwände
so schreibt eure bücher
so gebt eure platten heraus
so spielt eure filme ein

ihr könnt nie an die schönheit rühren
die ich erlebe


(so schrieb Bruno K. Öijer 1981 in seinem Gedicht "Konfetti")

Dienstag, 8. April 2008

Solche Tage

Ich weiß nicht, ob es solche Tage auch im Leben anderer Menschen gibt:

1. Mein Akkordeon, das in der Reparatur war, ist in schlechterem Zustand als zuvor, und ich muss es nochmal hinbringen.

2. Die Fotos, die ich aus dem Fotolabor abhole, sind falsch entwickelt, und ich muss sie nochmal abgeben.

3. Die Leute, die vor mir im Waschmaschinenraum in unserem Haus waren, haben nicht saubergemacht.

4. Beim Fahrrad springt die Kette dreimal heraus.


5. Als ich am Automaten Geld holen möchte, erscheint die Schrift: "Ihre Bank erlaubt die Transaktion nicht."

(Habe ich übertrieben? Nur ein wenig!)

Montag, 7. April 2008

Simplicity, simplicity, simplicity!

Walden Pond
"With respect to luxuries and comforts, the wisest have ever lived a more simple and meagre life than the poor."

(Henry David Thoreau: Walden, 1854)

Donnerstag, 3. April 2008

Schwafeln

Ich warte bei Célines Reise ans Ende der Nacht die ganze Zeit drauf, dass es wirklich unerträglich wird weiterzulesen, aber bisher bin ich immer noch mit ihm auf gleicher Höhe.

"Eines Tages will man immer weniger über die Sachen reden, die einem wirklich am Herzen liegen, und wenn mans muss, braucht es eine Riesenüberwindung. Man hat die Nase voll, sich immer schwafeln zu hören... Man kürzt ab... Man verzichtet... Seit dreißig Jahren schwafelt man schon... Man legt keinen Wert mehr drauf, Recht zu haben. [...] Man ist von sich selber angewidert... Es reicht jetzt, ein bisschen was zu fressen, es sich ein bisschen warm zu machen und so viel zu schlafen, wies nur geht, auf dem Weg durchs Nichts."

Dienstag, 1. April 2008

Sevedleben


Aus dem Archiv:
"Seit einer guten Woche nun lebe ich in Seved, und als ich meine Kartons ausgepackt hatte, kam die Lust zu schreiben zurück. In Seved lebe ich gut versteckt. Die Wohnung ist groß und relativ billig. Von meinem Schreibtisch aus blicke ich über einen großen Platz, den Sevedsplan, der eingerahmt wird von Ahornbäumen. Meine Wohnung habe ich mit alten Möbeln möbliert, die ich irgendwo gefunden habe oder die mir geschenkt wurden, Überbleibsel aus dem Leben anderer. Mein Schreibtisch hat einmal in einer Fabrikhalle gestanden und hat eine große rote Arbeitsfläche. In Seved bin ich in der Fremde. Ich spreche die Sprache des Landes, in dem ich lebe, aber die Sprachen, die auf den Straßen von Seved gesprochen werden, spreche ich nicht, die meisten von ihnen erkenne ich nicht einmal."

Montag, 31. März 2008

"Spricht man so mit einer Frau?"

Eine junge Frau hat zusammen mit Kindern aus dem Viertel den Springbrunnen auf dem Platz mit Mosaik verschönert. Heute sind sie mit ihrer Arbeit fertig, und sie setzt sich aufs Fahrrad und fährt winkend fort. Drei junge Männer sitzen auf einer Bank dem Springbrunnen gegenüber und drehen die Köpfe nach ihr.
"Sexy Arsch!", ruft der eine und feixt, und die anderen feixen mit ihm.
"Was hast du gesagt?", ruft die Frau, sich im Fahren zurückwendend.
Sie hat kleine Zöpfe in ihr Haar geflochten.
"Sexy Arsch!!", ruft er, ermutigt vom Lachen seiner Freunde.
"Spricht man so mit einer Frau?", ruft sie zurück, und, kurz bevor sie in die nächste Straße einbiegt: "Danke!"

Als ich mal in Neapel war

Woran denkst du, wenn du an nichts denken sollst?

Ich denke an alle verlorenen Lieben, an alle versäumten Gelegenheiten, an die, die ich hätte werden können, wenn ich es hier oder da anders gemacht hätte. Ich denke an all das, was ich noch machen möchte und an das, wozu ich die Möglichkeit nicht mehr habe. Ich denke an Neapel und an das Schreibbuch, das ich dort verloren habe.


Montag, 24. März 2008

Written After the Storm


(Everything that wasn't written with eternity in mind you may just as well leave aside.)

When the fire burns inside / treat it carefully / fuel it / blow it / keep it alive.

Read the sky / the water / the trees / without controlling, grasping, bending them.

{Weiß nicht warum ich manchmal Ausflüge ins Englische mache.}

Donnerstag, 20. März 2008

Meine Flohmarkthalle

Die Flohmarkthalle ist von hier aus in zehn Minuten zu Fuß zu erreichen, ein schöner kleiner Spaziergang...
Dort erstand ich in den letzten zweieinhalb Jahren:

2 Espressokannen (für 4 und für 6 Tassen)
1 Teppich (Wolle)
2 Videos (Pulp Fiction, Deer Hunter)
20 Knäuel Wolle (blau-schwarz, Baumwolle-Wolle-Gemisch)
Stricknadeln
1 Bett (Hochbett)
1 elektrischer Fototrockner
1 Videorecorder
1 Olympus Trip 35 Fotoapparat
1 Presskaffeekanne
1 Thermosbecher
ca. 20 Bilderrahmen (für Fotoausstellung)
1 Haushaltspapierhalter
verschiedene Holzkisten und Behälter
1 Tuner
1 Schallplattenspieler
1 Radiowecker
1 kleines Regal für meinen Drucker
1 Zuckerdose "Neapel" von Upsala-Ekeby für mein Nasensalz
1 Akkordeon (Hohner Riviera I), grün
1 Badezimmerschrank (unbenützt), Blech, weiß lackiert
1 Computertastatur
1 große gusseiserne Pfanne
1 Wandlampe, dänisches Design
verschiedene Klamotten (Jeans, Lederjacke, Mantel)
1 Knäckebrotdose aus Blech (beklebt und zur Medizindose umfunktioniert)
2 kleine Lautsprecher für Discman/MD-Player
1 Teekissen (gefüllt mit grünem Tee, nagelneu)
Mehrere Röhrchen mit Farbpigmenten
Qi-Gong-Kugeln
Langlaufstöcke
Blumenübertöpfe
Balkonblumenkästen
1 Brotkasten
kleine Glasflaschen
1 Auflaufform aus emailliertem Gusseisen

Äh... Habe ich schon gesagt, dass ich die Flohmarkthalle liebe!!??
(Und dass ich nicht bei JEDEM Besuch etwas kaufe!!??)

Mittwoch, 19. März 2008

Into the Wild

1. Begebe mich in mein eigenes inneres Alaska. Es hat die Form eines schwarzen Buchs, das ich mit kritzeligen, verschmierten Buchstaben fülle.

2. Blutspende: Man fragt mich, ob ich in den Monaten seit der letzten Blutspende den Sexpartner gewechselt habe (nein), ob ich Drogen genommen habe (nein), ob ich einen Malaria-Anfall gehabt habe (nein), ob ich mich habe piercen lassen (nein), ob ich Medikamente genommen habe (ja, Kopfschmerztabletten). Ich bekomme zur Belohnung ein pflaumenfarbenes T-Shirt, auf dem zwei Tomaten auf einem Zebrastreifen zu sehen sind, die eine davon zerquetscht und "blutend" (darunter steht: "Shirt happens")

3. Nach fünf Stunden Schlaf: Erst kippt mir das Milchtöpfchen um, so dass die Milch über meinen Pulli und auf den Teppich schwappt, dann stoße ich beim Aufwischen an die Espressokanne, deren Inhalt sich über den Herd ergießt. Ich gehe nach ausgiebigem Fluchen ohne Kaffee aus dem Haus, und dann verweigert mir der Geldautomat die Auszahlung.

Dienstag, 18. März 2008

Anleitung zum Fliegen

Im Traum kann ich fliegen, und wenn ich aufwache, kann ich überhaupt nicht verstehen, dass es so schwer sein soll: mit den Füßen abstoßen, die Arme auf und ab bewegen, den Luftwiderstand ausnützen, und schon schwebt man über die Köpfe der anderen hinweg {die in meinen Träumen seltsamerweise gar nicht fliegen können}.

Sonntag, 16. März 2008

Erlebnisaufsatz


In der Tiefkühltruhe: Bärenhackfleisch, Straußenschlegel, Elchsteak, Hirschkeule
Über die Tür genagelt: ledrig gewordene Riesen-Hechtköpfe
Auf der Straße: ein zu einem EPA-Moped umgebauter Mercedes

Ich gebe zu: wir waren in Hjo, der Stadt mit dem kleinsten Rondell der Welt, weshalb ich auch ganz brav ein Bild einfüge. Dies habe ich gestern gesehen (abzüglich Segelboot und Mensch im Leuchtturm, ca. 40 1/2 Jahre später)!

Donnerstag, 13. März 2008

In der Nacht gingen wir in das weiße Licht hinein

Gibt es etwas zu berichten? Ja: ein Student erstach eine Studentin, weil sie auf seine Annäherungsversuche nicht einging und sprang dann aus dem vierten Stock des Studentenheims, überlebte aber.

Dienstag, 11. März 2008

Katzentraum


Eine Begegnung mit einer kleinen schwarzen Katze in einer Gärtnerei gestern resultierte gleich in einem Traum: Die eine schwarze Katze ging mir verloren, die andere schwarze Katze lief mir zu, in einer Stadt, die der polnischen Stadt glich, die ich gestern abend in einem Film sah, der vom Geschäft mit dem Tod handelte.

Montag, 10. März 2008

10.03.08 (Kalenderspruch) + Alltagsszenen

"Wonach ich mich jetzt sehne, ist nur Freiheit, jede Freiheit; die Freiheit des Denkens ist davon nur ein Teil." (Marguerite Duras im Gespräch mit Michelle Porte)

Lebensverirrungen Teil 2: Dass ich als Studentin einem Philosophieprofessor einen Strauß Blumen vor die Haustür legte. (Berlin, Deutschland)

Gespräch im Auto:

"Womit ich jetzt arbeite, macht mir richtig, richtig Spaß."
"Womit arbeitest du denn?"
"Computer, Programmieren und so was."
"Was programmierst du denn?"
"Programme für Fondmakler und Banken und so was."
(Schweigen.)
(Dann Gelächter.)

"Und was schreibst du?"
"Ich schreibe über Aufbrüche und so was."
"Menschen, die aufbrechen?"
"Aufbrechen und ausbrechen. Nichts Besonderes. Meistens geschieht gar nichts. Es ist schwer zu beschreiben."
"Das kann ich mir vorstellen."
(Schweigen.)
(Dann Gelächter.)

Der Beschluss des Tages: Ich werde mich nie, nie, nie wieder unzureichend und missglückt fühlen.

Freitag, 7. März 2008

Grau



1. im Farbton zwischen Schwarz und Weiß (z.B. von der Farbe der Asche, des Esels, dunkler Wolken): ein grauer Anzug; graue Mauern; er hat schon graue Haare; sie hat graue Augen (Augen mit grauer Iris); eine graue (fahle) Gesichtsfarbe; die graue Substanz (Med.: der an Nervenzellen reiche Teil des Gehirns und des Rückenmarks), der Himmel ist [heute] grau (es ist sehr trübe); [ein Bild] grau in grau (in grauen Farbtönen) malen.
2. (ugs.) sich an der Grenze der Legalität bewegend: der graue Markt; graue Händler
3. trostlos, öde: dem grauen Alltag entfliehen; alles erschien ihm grau [und öde]; alles grau in grau sehen/malen (alles pessimistisch beurteilen, darstellen).
4. [zeitlich weit entfernt und] unbestimmt: in grauer Vorzeit.

Donnerstag, 6. März 2008

"Das Schwammerl"

Wusste bis soeben nicht, dass Schubert diesen Spitznamen trug (wegen "seiner Hässlichkeit, seiner niedrigen Herkunft und seines Mangels an sozialer Stellung"). -

Aber vor allem blieb ich da hängen, wo es hieß: "Er träumt. Er träumt sein Leben, er träumt die Welt, er träumt sich selbst."

Mittwoch, 5. März 2008

Verkehrt herum


Saß in einer Schulklasse.
Bekam die Aufgabe, Dinge verkehrt herum zu sehen und dann zu beschreiben.
Das kann nicht so schwer sein, dachte ich.
Es war aber verdammt schwer.
Ich sagte zur Lehrerin, ich kann das nicht, weil ich aus einem anderen Land komme.
Ich hasste die Lehrerin.

Dienstag, 4. März 2008

Satelliten

In einem Lexikon der Raumfahrt fand ich u.a. diese wundersamen Kreationen (und konnte es nicht lassen, sie mit ein wenig Farbe zu versehen...):



Dream your life

"Ich war mühsam eingeschlafen, während sie mit ihrem Freund im Nebenzimmer saß. Murmelnde Gesprächsfetzen drangen ins Zimmer. Eine Kerze stand auf dem Tisch, die Balkontür war offen, dunkle Luft strömte herein. Wir hatten gemeinsam zu Abend gegessen. Sie hatte sich plötzlich erhoben und einen Bleistift vom Regal genommen. Sie hatte angefangen, meinen Schattenriß mit einem weichen Bleistift an die Wand zu zeichnen. Ich verewige dich jetzt, du kommst mir nicht mehr aus. Meine Augen ruhten auf der schwarzen geschwungenen Linie, die ihre Hand hervorbrachte: mein Hals, meine Schulter, mein Rücken, meine Brust, meine Arme. Ihr Freund lachte unsicher und ein wenig zu laut. Plötzlich wachte ich auf. Sie kroch nackt unter die Bettdecke und legte ihre Hand auf meine Brust. Ich habe ihn hinausgeworfen, flüsterte sie in mein Ohr. Alle habe ich hinausgeworfen, weil ich niemanden mehr ertrage außer dir."

(Live the dream that is your life)

Montag, 3. März 2008

Traumpfade in der Arktis

(Bei Hugh Brody: Jäger des Nordens gelesen):

Männer & Frauen, die den Tieren gebührenden Respekt erweisen, können ihre Körper in der Nacht verlasssen & sich auf Traumpfaden durch die Wildnis bewegen. Im Traum begegnet der Träumer einem Tier und entdeckt ein charakteristisches Merkmal, anhand dessen er das Tier identifizieren kann. An den darauffolgenden Tagen geht der Jäger hinaus in den Busch, findet den Traumpfad seines Traums & geht ihm nach, bis er das Tier aus seinem Traum wiedererkennt. So, wie das Tier zugestimmt hatte, in seinem Traum zu erscheinen, willigt es jetzt ein, sich töten zu lassen.

Wenn sie ein Tier töten, müssen die Jäger zuerst seinen Geist anerkennen & besänftigen. In vielen Teilen der Arktis tröpfeln die Jäger Schmelz- oder Flusswasser ins Maul der erlegten Robbe, um ihren Geisterdurst zu stillen (da sie als Meeresbewohner nach Süßwasser dürsten).

Sonntag, 2. März 2008

I don't tell a story


1 I want to tell a story, but nothing happens.

2 I wrote a story, but it became all wrong.

3 Don't you ever get tired of your own story?

4 If you don't write it down at once, it will never come back.

Samstag, 1. März 2008

Paradox

Ich mache die Tür hinter mir zu, um Platz zu bekommen.
Ich schließe mich ein, um zu atmen.

Freitag, 29. Februar 2008

Die Idee des Verirrens

"Die Idee des Verirrens ist mir ja etwas Schreckliches. Aber irgendetwas davon ist in jedem meiner Bücher vorhanden. Das Sich-Verirren in die Sprache. Und sich auch hingeben diesem Verirren, also sich der Sprache hingeben. Das ist, glaub ich, sehr wichtig."
(Friederike Mayröcker)

Lebensverirrungen Teil 1: Der Kauf einer Hundefelljacke in Kunming, China.

(Fortsetzung folgt, vielleicht)

Mittwoch, 27. Februar 2008

Drei Post-It-Zettel an meiner Wand...





Ich notierte mir heute die Fortsetzung des Dylan-Zitats:
"I don't know who I am most of the time. It doesn't even matter to me."

Dienstag, 26. Februar 2008

Mein Tagebuch

Ich verheimlichte meiner Therapeutin alle Einsichten, die ich in dieser Woche über mich gehabt hatte.
Dann ging ich in ein Café und versuchte zu schreiben.
Ein junger Mann kam die Treppe herunter und sagte: "Ich reise jetzt so viel wie möglich. Im Mai fahre ich nach Tansania." (Die Selbstgerechtigkeit in seiner Stimme: ER LEBTE, doch die anderen nicht!)
Die Bedienung kam und räumte das Geschirr weg.
Kaufte ein Buch über Bob Dylan, weil auf dem Buchrücken stand:
"I wake and I'm one person, and when I go to sleep I know for certain I'm somebody else."

Dialog:
"Wie schön du bist", sagte ich, als ich sie umarmte.
"Ach ja", sagte sie, "wie eine Dame."
"Nein, nicht wie eine Dame", sagte ich. "Du siehst hübsch aus."
"Manchmal denke ich, jetzt habe ich mich wieder wie eine Dame angezogen."
"Ganz und gar nicht", sagte ich. "Du siehst pfiffig aus."
"Pfiffig?", fragte sie.
"Nicht pfiffig, sagte ich, "das ist ein blödes Wort. Du siehst einfach gut aus."
"Ich finde, es klingt nett, wenn du das Wort sagst", sagte sie. "Pfiffich."
Sie sprach es mit 'ch' am Ende aus.

(Sie ist im selben Jahr geboren wie Bob Dylan.)

Montag, 25. Februar 2008

Alptraum

Ein lebendiger Alptraum heute auf dem Weg in die Arbeit: ich ging ein wenig zu spät los, weil ich zu Hause in eine Dattel getreten war und den Schuh abwaschen musste, musste dann noch tanken, hatte ein Baustellenfahrzeug vor mir auf der einspurigen Landstraße. Endlich angekommen, waren alle Parkplätze belegt, ich stellte mich auf einen Grünstreifen, nahm meine Tasche und ging los, sah dann doch einen, wenn auch sehr engen, Parkplatz, in den ich mich mit viel Mühe hineinzwängte. Kam acht Minuten zu spät.
"Macht doch nichts."
"Das sagst DU!!"

Samstag, 23. Februar 2008

Elf Arten der Einsamkeit

(Das ist der Titel eines Bands mit Short Stories von Richard Yates. Ich gestehe, dass ich gerade auf diese Art von amerikanischen Kurzgeschichten abfahre.)

Donnerstag, 21. Februar 2008

Das Wetter heute: Es mieselt

Das Besondere an den Carver-Storys: Das scheinbare Fehlen jeder Ambition im Erzählen, die kunstvolle Beiläufigkeit. Die Konzentration auf die scheinbar unbedeutendsten Details (der Teufel liegt in diesen Details!). Und immer ein Geheimnis, ein Abgrund, etwas Unerklärliches.

Dienstag, 19. Februar 2008

Im Café Hollandia

Eine russisch sprechende junge Frau mit kahl rasiertem Kopf pflückt mit ihren schwarz behandschuhten Fingern massenweise Zuckerwürfel aus der Silberschale.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Hundert Meter von hier

Folgende Bücher liegen auf meinem Bett herum:
Dashiell Hammett: The Big Knockout
Raymond Carver: Frühe und späte Erzählungen

Kam gestern an dem Platz vorbei, wo letzte Woche ein Mann erschossen wurde. Ganz um die Ecke. Kinderbild: "Warum musstest du meinen Papa töten?" Grabkerzen, Blumensträuße, Bilder von dem Toten, ein ehemaliger Ringer, der mit plattgeschlagener Nase in die Kamera lächelt. Irgendeine kriminelle Bandengeschichte, der Mörder wartete auf der Straße auf ihn und schoss ins Auto. Da, wo ich beinah täglich vorbei gehe, zum Milchkaufen.

Hammett braucht nur wenige Worte, um die Trostlosigkeit zu beschreiben:
"The train from Belgrade set me down in Stefania, capital of Muravia, in early afternoon - a rotten afternoon. Cold wind blew cold rain in my face and down my neck as I left the square granite barn of a railroad station to climb into a taxicab."

Dienstag, 5. Februar 2008

Die geköpfte Taube

Eine geköpfte Taube lag auf dem Hinterhof (und die zwei Hauptverdächtigen gehen auf ihren vier Beinen bei uns ein und aus).

(Das ist der Kleinmist meines Tages, der eigentlich im Großen und Ganzen aus Kleinmist besteht.)

Donnerstag, 31. Januar 2008

Strafe für Richtigparken

80 Euro Strafe für "Auf-dem-Gehsteig-Parken", obwohl das Auto nicht auf dem Gehsteig geparkt war, nicht mal annähernd. (Beweisfotos gemacht, denen natürlich niemand glauben wird. Wann werde ich beweisen können, dass hier im Viertel ein sadistischer, rassistischer Strafzettelausteiler unterwegs ist?)

Montag, 28. Januar 2008

Karma

"The source of all karma is self-will, the deep, driving desire for personal satisfaction - if necessary, at the expense of others." (Eknath Easwaran, Dialogue with Death)

Ich sah einen Dokumentarfilm über die Entwicklung eines indischen Dorfes im Verlauf von zwanzig Jahren, während derer es von weißen Alternativtouristen entdeckt wurde. Am Ende gab es nur noch einen Bauern, der nicht von den Touristen lebte.
Die Dorfbewohner waren jetzt relativ wohlhabend, wohnten in Steinhäusern, und die Kinder gingen zur Schule.
Einer der Dorfbewohner sagte: "Als die Weißen noch nicht hier waren, sah man manchmal Gott über den Strand gehen."
Ein anderer: "Damals waren wir auch unglücklich, aber das Unglück schmeckte wie Milch. Heute schmeckt es nach nichts mehr."

Freitag, 25. Januar 2008

Raymond Carver - Fragment eines Romans

"An jedem Tag, der verstrich, verletzten sie einander noch ein bisschen mehr. An jedem Tag gewöhnten sie sich noch etwas mehr daran, sich gegenseitig Wunden beizubringen."

(Aus meinem Tagebuch:)
In den letzten Jahren war mein Leben mehr und mehr geschrumpft, so dass es nun in diese Wohnung, in diesen Stadtteil, in diese Stadt passte.

Mittwoch, 23. Januar 2008

Hirn- und Herzriss

Januarregen & Schlendern vor Supermarktregalen / (Vielleicht könnte ich mir heute eine schöne Spülbürste leisten?) /

Sonntag, 13. Januar 2008

Das Leben leben (Sonja Åkesson)

Ich habe wieder mal einen Text von Sonja Åkesson (aus ihrem Band "Leva livet" - "Das Leben leben") übersetzt:

Zehn kleine Hunde




Im Erdboden liegt die Asche eines toten Hundes. Er fiel einem Brand zum Opfer, der in der Zunge begann. War es müde geworden, nur wau wau zu sagen und so…


Ein anderer Köter – wahrscheinlich von einer etwas feingliedrigeren Rasse – leidet an einer Art trostlosen Süßmilchsehnsucht.
Kindisches Zeug, sagt er scherzhaft zu sich selbst und tut das Ganze mit einem Wedeln seines Schwanzstumpfs ab.
Aber was hilft es!
Der Süßmilchtraum hängt trotzdem da, wie eine schlappe Schnauze, wie zwei schmerzende, melancholische Augen


Einen dritten Wauwau gibt es nicht. Das ist sein Problem.
In seiner blöden Lage ist er mit jeder Menge Künsten beschäftigt: Krähe hüpfen, sich in den Schwanz beißen, mit sich selbst hinaus- und hineinspazieren usw.
Eines Tages, als er wie verrückt Krähe plumpst und wirklich auf Touren gekommen ist! – geschieht das Unerklärliche. Er wird Entdeckt!
Es war der wackere Jäger etc.
(Der sicherlich nicht der am wenigsten Enttäuschte war.)


Ein vierter Hund hat keinen Ortssinn. Andauernd verläuft er sich, verwirrt (-tut sich im Übereifer), scharrt an der falschen Tür.
Kann das womöglich auf den Igeln beruhen, die sich in seiner Brust festgebissen haben?


Der fünfte Hund – wie heißt er? Das weiß er nicht. Aber jeden Tag wartet er darauf, dass er gerufen wird.
- Wenn jemand nur einziges Mal just nach mir rufen würde, redet er sich ein. Dann!
Und er knurrt und schmollt, will nicht fressen.
Unschlüssig steht Frauchen da mit ihren Fleischknochen und Hausschuhen und Zuckerstücken.
- Karolein, bettelt sie. Karo!
Aber der arme Karo ist so von seiner Idee erfüllt, dass er weder sieht noch hört.


Der sechste ist streng genommen kein Hund mehr, sondern inzwischen ein zotteliges Fernsehfell – für das Goldherzchen zum Büschel-Ausrupfen und für Mutti Hausfrau zum Sand-Ausklopfen und für Papa Offizier zum Darüber-Kommandieren des Gästetrupps (unter regimentgemäßem Dozieren über den Ausblick aus dem zwölften Stock) vor zum eingebauten Balkon.
Warum der Balg sich in eine solche Erniedrigung schickt?
Tja, man ahnt möglicherweise eine heimliche Wonne.
Möglicherweise ist er ein christlicher Hund.
Möglicherweise hat er keine Wahl.


Der siebte ist dick und sichtlich wohl gestellt.
Doch verbirgt er einen Fuchs hinter jedem Ohr, in seiner Schnauze, im Nabel, in all den kleinen Vertiefungen, mit denen er anstelle von Knöcheln und Ellbogen bedacht wurde.
Ein Veteriater untersucht ihn, vermag aber keine sichere Diagnose zu stellen.
In einem ständigen Rehabilitierungsprozess begriffen vermutlich, poltert er und gibt dem Wauwauchen einen gutmütigen Knuff hinter das Fettherz.


Der achte Hund hat keine Feinde.
Es gibt keine Feinde, behauptet er.
Steht die Welt in Brand, kann das auf der Jahreszeit, der Temperatur, den Bewegungen der Atome beruhen.
Die Flüssigkeit, die die Erde ertränkt, ist immer unschuldig, meint er.
- Herzblut, wie er zu sagen pflegt.


Ein neunter Hund bricht einen zehnten Hund entzwei.
Es ist dunkle Nacht.
Der zehnte Hund hat einen Schimmer im Fell, der nie verlöschen kann.

Freitag, 11. Januar 2008

Seltsames Reh

Traum:

Ich besuchte einen früheren Freund, der in einer idyllischen Gegend lebte, sehr viel saftiges Grün, lauschige Gärten, in einem Eingang lag sogar ein seltsames Reh mit riesengroßen Augen.

In seiner großen Wohnküche fand eine friedliche Versammlung von Freunden statt, die ihre Weihnachtsplätzchen austauschten. Ich kannte einige von ihnen. Entspannt saßen und standen sie um den Tisch herum und lächelten mir entgegen, als ich den Raum betrat.

In einem anderen Traum begegnete mir eine weitere alte Bekannte: Eine Frau, die früher millimeterkurzes und jetzt schulterlanges Haar hatte und in einem Café mit Rollschuhverleih in Berlin arbeitete. Erst gab sie mir extra große Stücke Kuchen, dann wollte sie mir noch kostenlos Rollschuhe leihen (was ich allerdings ablehnte, ich weiß nicht, warum).

Mittwoch, 9. Januar 2008

Es passiert nichts Besonderes

Gespräche, belauscht in einer Imbissecke auf dem Flughafen Tegel:

(Junges Paar, er mit Strickmütze, sie mit engen Jeans und hohen Stiefeln.)

Er: "Weißt du noch, wie ich da...? Ich konnte nicht schlafen, jeder kleine Klick hat mich wach gemacht. War zu viel. Hab zu viel gesehn."

(Pause. Isst seine Pizza.)

Er: "Tomate, Käse, Paprika, für mich reicht!"

Sie: "Hm."

(Älteres Paar, neu gekaufte Sportwinterjacken)

Sie (beißt in eine Breze): "Schon ein älteres Modell!"
Er (beißt auch in eine Breze): "Hmm.."

Dienstag, 8. Januar 2008

Will Quotient

Überlegungen beim Frühstück:

Soll ich serbisch, polnisch, albanisch oder rumänisch lernen?
Soll ich einen Dunkelkammerkurs besuchen?

Oder gar nichts dergleichen?

Um halbsechs wachte ich auf mit einer seidenweichen Bettgefährtin unter der Decke, die mir eins schnurrte.

Montag, 7. Januar 2008

Altes Jahr

Jetzt ist das neue Jahr auch schon wieder ein wenig angealtert, und was tue ich?

Folgende Suchbegriffe habe ich heute bei Google eingegeben:
Abschnittsbeschreibung, Bauhandelsprojektierung, Einzelflächennutzung etc....

Mein Geldbeutel wird dicker, aber mein Hirn wird ärmer.

Die Wohnung meines Nachbarn wird jetzt geleert, d.h. seine Lebensgegenstände werden durch das Fenster in einen Container geworfen.

Ich schiebe das neue Jahr noch ein wenig vor mir her.

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...