Montag, 30. März 2020

Corona-Alltag auf Lesbos XXI - (29.März)


09:17

Umstellung Sommerzeit. Endlich scheint die Sonne wieder.

Ich "blätterte" heute durch die Fotos auf meinem iPhone und versuchte zu rekapitulieren, wann wir zum ersten Mal etwas vom Corona-Virus gehört haben. Als ich zu den Bildern von den Römischen Bädern in Bath kam, konnte ich mich an meine leichte Unruhe erinnern, als wir einer chinesischen Reisegruppe begegneten, und auch daran, wie ich mich innerlich deshalb zurechtwies. Wir bemühten uns zu dem Zeitpunkt (es war Ende Januar) nicht um besondere Sicherheitsvorkehrungen, was unser eigenes Verhalten anging. Kurze Zeit später, so erinnere ich mich, erzählte ich einigen anderen Teilnehmern auf dem großen Tanzworkshop in England, was ich in der Zeitung gelesen oder am Fernsehen gesehen hatte: dass ein Mundschutz nicht gegen Ansteckung hilft, dass man sich statt dessen öfter die Hände waschen sollte und, im Fall einer Erkältung, in die Armbeuge husten und niesen. Viele Leute niesten und husteten auf diesem Workshop (u.a. ich). Da dachten wir aber noch, dass der Corona-Virus für uns keine größere Bedeutung haben und unseren Alltag nicht wirklich berühren würde - außer in Form von erschreckenden Bildern in den Medien, wie bei Sars oder Ebola. Es war nicht auszudenken.

Lockdown in Indien. Ein indischer Arbeiter, der durch die Krise seine Arbeit und damit auch seine Unterkunft verloren hat, sagt, er hat mehr Angst vor dem Verhungern als vor dem Coronavirus. Tausende von armen Indern sind jetzt auf der Straße, auf dem Weg zu ihren Herkunftsorten, weil sie in der Stadt, wo sie eigentlich ihr Glück machen wollten nicht mehr überleben können.

Die reichen Europäer, so liest man jetzt auch, begeben sich in ihre Sommerdomizile, auf der Flucht vor dem Virus. Nun ja, es weckt verständlicherweise Gefühle.  



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