Mittwoch, 29. April 2020

XL - (28.April)


2020/04/28 21:41

Mit dem Pomera auf dem Bett.

Abendessen: Rote Paprikaschoten, gefüllt mit Feta und Ei. Gekochte Linsen. Griechische Backofenkartoffeln.

Um 17 Uhr wieder an den Strand gefahren. Auf dem Basketballplatz, an dem ich auf dem Weg dorthin vorbei komme, sind eigentlich immer junge Leute. Am Strand saßen Frauen in einem Badetuchkreis.

Gehe ins Wasser, der Sonne entgegen. Das Wasser ist nur am Anfang kalt und nach einer Weile angenehm frisch. Muss mich daran hindern, weiter und weiter hinauszuschwimmen. Sitze hinterher wieder eine Weile auf dem Mäuerchen, lese B.Traven und freue mich jetzt schon auf den Moment, wo ich das Buch ausgelesen habe. Es ist mir im Moment zu harter Tobak. Es gibt keinen Lichtblick. Im Grunde ist es, unter anderen Vorzeichen, aber nur eine Zustandsbeschreibung der Welt, so wie sie heute auch ist.

Ich schicke inzwischen, bevor ich das Haus verlasse, eine SMS an die griechische Regierung oder wen es auch interessieren mag, mit Information dazu, was ich gerade vorhabe. Meine Strandbesuche fallen unter die Kategorie „physical activity (excluding any collective sporting activity)”.

Hamish humpelt immer noch. Gestern war seine rechte Vordertatze ganz blutig - das fehlte noch, dass er auch die zweite Vordertatze nicht mehr benützen kann. Ich rieb sie mit einer Olivenöl-Teebaumöl-Mischung ein, die ich auch für meine Haut verwende, weil ich momentan nichts anderes habe. Jeden Tag mache ich außerdem einmal den Versuch, Cleo Tropfen in das Auge zu träufeln, aber sie ist immer schneller, schlauer, wendiger, stärker als ich.

Ein guter Tag. Saß auf dem Bett und arbeitete mich noch einmal durch den A-Text, änderte Kleinigkeiten. Habe ihn inzwischen an P geschickt, zu einem ersten Durchlesen. Und dann?

Der "Kindheit"-Kurs fängt am Freitag an. Acht Teilnehmerinnen. Ich habe schon eine grobe Planung gemacht. Morgen einen Einleitungstext formulieren, den Kurs ins Netz stellen. Den Haiku-Reader zusammenstellen und am Donnerstag verschicken. Für Freitag habe ich ein Zoom-Meeting zum Abschluss des "Schreiben im Jetzt"-Kurses angeboten. Dann bin ich zwei Kurse losgeworden und hab einen weiteren am Hals. Am Samstag Tanzworkshop. Muss ich mir wieder Gedanken machen, wie ich Geld reinbringen kann.

Jeder Arbeitsschritt dauert übrigens viel länger als ich vorher gedacht habe. Wahrscheinlich verdiene ich in der Stunde etwa 6 Euro (netto), weil ich die Preise so tief angesetzt habe und mich dann nicht gegen fordernde Teilnehmerinnen zur Wehr setze, die eine Spezialbehandlung einfordern, mich mit Mails überschütten, Fragen stellen, die auf der Kursplattform bereits beantwortet wurden etc.

Inzwischen habe ich die Heizung fast ganz ausgeschaltet und nur wegen meiner Morgendusche noch eine halbe Stunde beibehalten, weil die Sonne in der Früh das Wasser in dem Sonnenkollektor auf dem Dach noch nicht genügend erhitzt hat.

In fast allen europäischen Ländern stehen im Moment Corona-Lockerungen an. Wie die Pläne in Griechenland sind, weiß ich nicht. Die Schweden rühmen sich immer noch ihrer laxen Strategie, auch P schickt mir Artikel, die davon handeln. Ich sehe nur die Todeszahlen in der internationalen Statistik, da schneidet Schweden im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl nicht gut ab, vor allem im Vergleich zu den skandinavischen Nachbarländern. Vielleicht nimmt man das aber auch einfach in Kauf. Es sind ja "nur" die Alten, die sterben. Liegt darin ein Zynismus?

In unserer Familie spielt sich im Moment eine Tragödie ab, die nur indirekt mit Corona zu tun hat: Ein schwerstkranker Verwandter, wochenlang ohne Besuch im Krankenhaus, teilweise auf der Intensivstation, fast ohne Hoffnung, dann scheinbar doch auf dem Weg zur Gesundung, so dass er zur Rehabilitation wechseln konnte. In einer Woche sollte er nach Hause kommen. Nun hat er eine neue Diagnose mit einer terminalen Prognose. Und vorgestern ist auch seine Frau nach einem Kreislaufkollaps und einer Nacht auf dem Fußboden ihrer Wohnung ins Krankenhaus eingeliefert worden (natürlich ist kein Besuch erlaubt). Sie weiß im Moment noch nicht, wie es um ihren Mann steht - das ist auch der Tochter erst gestern mitgeteilt worden. Sein letzter Wunsch: zum Sterben nach Hause kommen und seine Frau noch einmal sehen. Die Tochter ist kurz vorm Durchdrehen, da seit dem Sturz klar ist, dass auch ihre Mutter offensichtlich alleine nicht mehr zurechtkommt. Es bricht einem das Herz.

Per Olof Enquist ist gestorben. 86-jährig.  "Mein schwedischer Lieblingsautor" schreibt ein deutscher Freund auf Facebook. Ich habe kein einziges Buch von Enquist gelesen, habe sofort ein schlechtes Gewissen deshalb. Woher kommt es?

Jetzt heile Katzenwelt am Abend: Cleo liegt neben mir, nachdem Caesarion, den sie zuvor eifersüchtig beäugt hat, hinausgegangen ist. Punxy hat es sich auf Cleos Diwan bequem gemacht. Ich werde nur noch das Katzenklo saubermachen und dann auch ins Bett gehen.



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