Dienstag, 5. Mai 2020

XLI - 30.4.

(Zu meiner Entschuldigung muss ich sagen: Als ich den Quatsch mit den römischen Ziffern angefangen habe, wusste ich noch nicht, dass ich so lange hier bleiben würde. Bis 14 schaff ich dass, ab 35 musste ich mit dem Googeln anfangen. Aber ich steh jetzt dazu.)

2020/04/30 23:22

Heute war ein Misttag. Von hinten bis vorne.

Wegen Blut im Katzenklo wieder bei Adamantios angerufen. Mit dem Fahrrad nach Petra, aber diesmal nicht entspannt, sondern gestresst, weil ich vorher versucht hatte einen Internetkurs hochzuladen und die Kursplattform zickte. Ich musste meine Arbeit also unfertig stehen lassen und mich hungrig aufs Fahrrad schwingen. Nach Petra fahren ist inzwischen eine Routine. Holte mir dann eine traurige Prognose ab. Wenn es mir nicht gelingt, Caesarion daran zu hindern, dass er anderes Futter frisst als das Spezialfutter (und zwar sein ganzes Leben lang), dann ist gegen seine Blasenprobleme nichts zu machen. Ich musste feststellen, dass ich eigentlich bisher keine klare Information von den Tierärzten bekommen hatte. Adamantios sagte beim letzten Mal, dass keine Steine festgestellt worden waren - und jetzt soll das plötzlich das Problem sein. Und Myrsini hatte am Telefon gesagt, er solle "eine Weile" Spezialfutter fressen.

Zuvor eine Todesnachricht. Keine Trauer, aber so ein Tod trifft einen ja trotzdem.

Die Information, die mir U am Vormittag überbracht hat, dass der Lockdown am Montag aufgehoben ist und man auf der Insel wieder uneingeschränkt überall hinfahren kann, hat mich seltsamerweise auch verstört. Jetzt plötzlich soll ich die wunderbare Isolation wieder aufgeben? Unter Leute gehen? Das Atemanhalten, das uneingeschränkte Alleinsein sollen plötzlich ein Ende haben? Woher soll mein Leben nun seinen Inhalt beziehen?

Außerdem war ich gestresst wegen dem neuen Kurs. Stürzte mich sofort wieder darauf, als ich mit zwei Antibiotikatabletten im Gepäck zurückkam, nach einem schnellen Mittagessen auf der Terrasse. Unterbrach die Arbeit nur, um einen kurzen Ausflug ans Meer zu machen. Blieb lange im Wasser, schwamm an der Strandlinie entlang. Gleich nach meiner Rückkehr hatte ich eine Zoom-Übungsstunde mit P, während derer mehrere unangenehme Mails auf meinem Iphone ankamen, die ich nicht ignorieren konnte. Unser Zoom-Meeting stürzte uns dreimal ab, und wir gaben schließlich auf. Dann versuchte ich stundenlang vergeblich, die Schreibaufgaben, die ich vorher formuliert hatte, auf die Kursplattform zu laden. Ich probierte wirklich alles, mit drei verschiedenen Geräten, lief mit der Taschenlampe ständig hin und her zwischen Wifi und Haus, den Tränen nahe, aber ich hatte keinen Erfolg. So etwas macht mich völlig wahnsinnig. Oder auch so Kleinigkeiten, dass ich mein Iphone-Kabel nicht finden konnte. Oder dass der Ton meines Iphones plötzlich nicht mehr funktionierte, als es vom Tisch gefallen war.

Am Ende habe ich die Aufgaben doch hochladen können. Das Kabel gefunden. Herausgefunden, warum das Iphone plötzlich stumm war. Alles ist gut. Ich habe abgespült, eine Kerze für alle Toten angezündet und Caesarion seine Tablette gegeben. Ich habe die schwierigen Mails freundlich beantwortet.

Ins Bett. Morgen ist der erste Mai. Ich bin jetzt acht Wochen hier.

 

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