Sonntag, 14. Juni 2020

LX - 1.Juni

2020/06/01 23:05

Kühlerer Abend. Agnes ist mutig und kommt ins Haus, jedenfalls drei Schritte. Dann tänzelt sie wieder zurück. Keine Sekunde der Unaufmerksamkeit.

Erster Tag ohne Mobilfunknetz. Das Resultat war, dass ich ständig zum nächsten Wifi-Empfang rannte. New York Times: die Unruhen, Proteste, friedlich und gewaltsam, ausgelöst vom Mord an Georges Floyd. Die Wut, die Verzweiflung, die dahinter steckt, ist angestaut, alt. Brennende Autos, geplünderte Geschäfte. Jeder glaubt zu wissen, dass Provokateure aus dem anderen politischen Lager die Situation auszunützen versuchen. Ganz sicher gibt es auch Trittbrettfahrer, die ganz einfach habgierig sind.

Als die Lage vor dem Weißen Haus sich verschärfte, schaltete man die Lichter aus und das Haus lag im Dunkel. („Bereits am 20.1.2017 ist im Weißen Haus das Licht ausgegangen“, schrieb jemand in der Kommentarsektion der NYT.). Angeblich hat Trump sich in den Schutzbunker des Hauses zurückgezogen. Man denkt an Parallelen der Geschichte.

Man stelle sich vor, Trump wäre eine Frau. Wie ungnädig diejenigen, die jetzt hinter ihm her schwänzeln, da mit ihm umgehen würden.

In den Medien sieht man Bilder von Polizisten, die sich hinknien und ihre Helme abnehmen. Trump twittert aus seinem sicheren Versteck: LAW AND ORDER!

Nach einem neuen Buch gesucht. Schwanke zwischen einem Sachbuch über "Farbe" und einem Krimi, der in viktorianischen Zeiten spielt. Vielleicht beide. 

Stach eine Stunde lang Akanthus. Am Freitag müsste ich mit dem Beet fertig sein. Und dann? Was für eine Aufgabe wartet dann?

Es ist seltsam dass der gesäte Salat aussieht wie Tomatenpflanzen, ganz und gar nicht wie Salat.

Mit dem Zeichnen ist es das Gleiche wie mit allem anderen: Ich ahme nur nach, habe keine eigene Idee, keinen eigenen Gedanken, keine Kreativität. Ich bin nur gut darin, mich hinzusetzen und es zu tun.

Las den Anfang eines Texts von James Baldwin über sein Heranwachsen in Harlem. Morgen weiterlesen.

Am Vormittag Regen und Gewitter, am Nachmittag Sonnenschein. Ich buk ein Brot. Lernte wieder etwas Griechisch. Was bleibt hängen?

Einfach nur da sein. Keine Ambitionen. In der Gesellschaft dieser wunderbaren Wesen, die nie irgendwelche Ambitionen haben. Die einfach nur da sind, selbstverständlich, sich nie Sorgen um die Zukunft machen, immer den Augenblick als das nehmen, was er ist.


Keine Kommentare:

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...