Montag, 3. August 2020

23. Juli -

2020/07/23 16:22 



Und, was machst du heute, fragte mich S am Morgen. Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte. Jetzt ist es schon später Nachmittag, ich sitze auf der Terrasse und trinke Kaffee, und es fällt mir schwer, mich daran zu erinnern, was ich tagsüber getan habe. Das ist auch einer der Gründe, weshalb ich diese Aufzeichnungen schreibe. Es geht ein heißer Wind. Auf dem Tisch liegt Pedro Paramo von Juan Rulfo, ein Buch, das ich schon einmal gelesen habe. Es ist wie ein Traum und passt zu der allgemeinen Stimmung. In der Früh war ich beim Schwimmen im Meer. Nach dem Frühstück habe ich zwei Lektionen Griechisch gemacht. Ich habe gesehen, dass meine „Zucchinipflanze“ ein Kürbis ist. Ich habe den Kompost gewendet und drei Ladungen Wäsche gewaschen (auch die meiner Nachbarinnen), während ich die wöchentliche (letzte) Mail für meinen Schreibkurs schrieb und ein paar abschließende Gedanken in den Computer tippte. Darüber wurde es Mittagszeit. Kochte mir Spaghetti mit Zucchini und Tomatensoße und geriebenem Ladotiri und aß unter dem Olivenbaum. Machte das Mini-Kreuzworträtsel der NYT und las einen Artikel über einen polnischen Opernregisseur, der in Salzburg lebt und dort spannende Inszenierungen schafft. Er sagte, die Stadt sei schwer für ihn zu ertragen. Während der Ausgangssperre sei es ihm leichter gefallen. Legte mich aufs Bett und fiel in einen anstrengenden Schlaf, aus dem ich aufwachte, weil A mir eine Nachricht schickte. P hat ein virtuelles Geburtstagsfrühstück für mich organisiert, mit schwedischen Freunden. Lud meine Nachbarinnen auf einen Spieleabend ein für morgen Abend. Stellte mir vor, dass ich nach Kallonì fahre, dort Sekt und Katzenfutter kaufe und nach einer Komposttonne Ausschau halte. Kochte mir einen Espresso im griechischen Kaffeekännchen, mit Zucker und Milch, und sortierte die Wäsche, die schon trocken war. 



Gestern Abend mit S. bei Mary. Zuvor die monatliche Sitzung unserer Wohn-Coop, mit Bier. P backt schon Kuchen für meine Heimkehr. Ich möchte gerne nach Hause kommen, fürchte mich aber vor dem Abschied. 



Giorgos gestern Abend, unrasiert, schlecht gelaunt. Was ist passiert? Nichts. Es passiert nichts! Wir warten alle darauf, dass etwas passiert, etwas Großes, das unser Warten hier rechtfertigt, aber es passiert nichts! Ich wünsche mir den Winter zurück! Ich hatte S. mitgenommen. Etwas unbeholfen versuchte ich sie für die Sachen zu interessieren, die er in seinem Laden hat. Auf dem Weg nach unten gingen wir im Laden einer Dänin, die maßgeschneiderte Sommerkleider verkauft. Vor dem Laden saß eine Schwedin aus Stockholm. Sie sprach mich im Stockholm-Akzent an, aber ich ging sofort auf Englisch über. Schwedisch fühlt sich schwerfällig an auf meiner Zunge, vor allem, wenn ich mit jemandem reden soll, der aus Stockholm ist. Das makellose schwedische Blondsein und die unverbindliche Freundlichkeit lösen bei mir sofort einen inneren Widerstand aus. 




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