Montag, 3. August 2020

19. Juli

2020/07/19 21:35


Gestern nichts geschrieben. Es war Putztag, Waschtag. Am Abend ans Meer. Dann auf der Terrasse ein Bier und den Rest der Pistazien. Machte mir ein kretonisches Trockenbrot mit Olivenöl, Tomaten und Oliven, darüber Feta. Las weiter in "The Lake District Murder", ein klassischer englischer Krimi von John Bude aus dem Jahr 1930.


Meine Schwester schickt Bilder von meiner Mutter und meiner Tante, die sich seit langer Zeit zum ersten Mal wieder gesehen haben. Beide gehen inzwischen mit Rollator. Diese Wiederbegegnung der beiden Schwestern ist ein großes familiäres Ereignis.


Am Morgen am Meer erzählte mir Artemis, dass der Besitzer der Terrorhundegruppe angezeigt worden ist und deshalb jetzt seine Hunde in einem eingezäunten Bereich seines großen Grundstücks hält, wo auch Schafe grasen. Erst hatte er wohl versucht, sich herauszureden: es seien nicht seine Hunde, jemand habe sie ihm über den Zaun geworfen, aber das hatte ihm nichts geholfen. Ich war also nicht die Einzige gewesen, die sich bedroht gefühlt hatte. Und bekam endlich eine Erklärung dafür, warum ich die Hunde seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen hatte. Ich hatte vermutet, dass sie entweder überfahren worden waren oder dass man sie eingeschläfert hatte, oder dass er sie weggegeben hatte. Es geht ihnen gut, sagte Artemis. Das Grundstück ist groß. Natürlich geht keiner mit ihnen spazieren oder kümmert sich um sie. Sie sind jetzt wilde, eingezäunte Hunde.


Zum Frühstück Pfannkuchen mit Honig und noch ein kretensisches Brot mit Tomate und Oliven. Wanderung mit S, die ich seit vielen Jahren immer wieder hier treffe. Es kommt dann zu intensiven und erinnerungswürdigen Begegnungen, und dann sehen wir uns wieder ein paar Jahre lang nicht. Ich hatte eine Wanderung nach Vafios vorgeschlagen, verlief mich aber an einer Abzweigung (an der ich mich schon mal verlaufen habe) und wir liefen in der glühenden Sonne zu hartnäckig weiter, kletterten über Stacheldrähte, krochen durchs Gestrüpp, gingen in unwegsamem Gelände, bis wir schließlich einsahen, dass wir doch umkehren mussten. Zu meiner Überraschung erzählte sie mir, dass sie sich von dem Mann scheiden lässt, von dem sie vor zwei Jahren mit so großer Freude erzählt hatte. Das Geld, das sie laut Ehevertrag von ihm bekommen soll, eine Summe, bei der mir der Kiefer runterklappt, hält sie momentan noch zusammen unter demselben Dach.


Wir kehren in einer Taverne in Vafios ein, essen gefüllte Zucchiniblüten, Weinblätter, Tsatsiki und Fava. Eine kleine Katze ist an einer Leine an einem Tisch festgebunden, sehnt sich aber nach Streicheleinheiten. Es kommen griechische Familien und lassen sich reichlich Sonntagessen auftischen. Auf dem Rückweg verliefen wir uns gleich am Anfang, aber ich merkte es noch rechtzeitig, bevor wir schon zu weit bergab gelaufen waren.


Insgesamt waren wir sieben Stunden unterwegs gewesen, als ich nach Hause kam. Ich duschte kalt, legte mich aufs Bett und schlief, ging dann schließlich noch einmal schwimmen, kaufte im kleinen Laden Weintrauben und setzte mich mit einem eisgekühlten Retsina auf die Terrasse. Etwas Sonne abbekommen, trotz Babymilch mit Sonnenschutzfaktor 30.



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