Montag, 11. Oktober 2010

Auf dem Weg nach Istanbul

(Das Blöde zuerst: Ich habe zwar alle Kameraobjektive dabei, habe aber den Adapter vergessen, mit dem ich die Nikonobjektive auf die Canon montieren kann!)

Auf der Toilette des Züricher Flughafens führt eine junge Frau in der Nachbarkabine ein Telefongespräch: "Mach dir mal keinen Kopf. Ich habe es lustig gefunden!"

Mein französischer Nachbar im Flugzeug verliert die Kontrolle über das Einwickelpapier seines Schweizer Schokoladentäfelchens, das in einem Bogen durch die Luft fliegt und dann auf meinem Arm landet, was ihm übertrieben peinlich ist.

Ich lese die ganze Zeit in Dave Eggers' Buch, es kommt mir also vor, als hätte ich den Tag nicht im Flugzeug verbracht, sondern ganz woanders (in einer unaufgeräumten Wohnung).

Wir fliegen zwar über Österreich, Slowenien, Serbien usw., aber es ist völlig unwirklich, sich auf diese Weise durch die Welt zu bewegen!

In Istanbul bin ich erstaunt darüber, wie wohlgeordnet alles ist, wie glänzend und neu die Autos, wie überschaubar der Verkehr.

Aber auf der Informationstafel einer Taxigesellschaft steht: "Lassen Sie sich bei der Ankunft des Taxis nicht von einem Fremden beim Auspacken helfen!"

Es ist grau und bewölkt, doch warm, und ich muss meine zwei Jacken ausziehen.

Ein deutscher Tourist, der neben mir wartet, hat einen gezwirbelten Schnurrbart und einen schwarzen Koffer mit weißen Punkten.

Ich fahre mit einem Shuttle Bus in die Stadt (Taksim) und nehme dann eine historische Straßenbahn von Taksim nach Tünel. Es wälzt sich ein Menschenstrom durch die Straße, und die Straßenbahn kann nur ein wenig schneller als Schrittgeschwindigkeit fahren. 

Habe nicht das Gefühl, in der Türkei zu sein. Um mich herum (im Hostel Café) wird gerade deutsch und englisch gesprochen.

Das Einzige, was darauf hinweist, dass ich mich im Orient befinde, sind die aus dem Stadtbild hochragenden Minarette. Auch neben dem Hostel befindet sich eine Moschee, die, als ich ankomme, gerade zum Gebet ruft.

Ich wohne in der Musikstraße (ein Instrumentenladen liegt neben dem anderen).

Esse Sis Kebab, trinke ein Ayran, das aus einem großen Behälter geschöpft und mit einer dicken Haube aus Schaum serviert wird, hinterher Tee aus einem kleinen Glas.

Kaufe einen süßen, triefenden Kringel von einem alten Mann mit Mütze.

(Ich sehne mich, vermisse, bin deshalb mit dem Kopf ein wenig woanders.)

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Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...