Freitag, 20. Mai 2016

Die Übereinkunft

Frans und ich haben eine Übereinkunft getroffen. Nicht dass wir darüber gesprochen hätten. Es war, was man eine schweigende Übereinkunft nennt. Wir teilen unser Leben, aber wir haben nie miteinander zu tun, nicht physisch jedenfalls. Ich meine nicht das Körperliche, dass wir uns berührten, einander nahe kommen, dass wir uns in der Leidenschaft verlieren, einander hingeben. Diese Art der Begegnung gehört schon lange der Vergangenheit an, was Frans und mich betrifft. Was ich meine: Seit ein paar Jahren haben wir uns nicht gesehen, außer hin und wieder flüchtig und im Vorübergehen. Und trotzdem, so würde ich sagen, teilen wir ein Leben, wir haben zarte Gefühle füreinander, wir vermissen einander, schicken einander kleine Botschaften, sogar Liebesbeteuerungen. Wir sind ganz einfach zu dem Schluss gekommen, dass es uns besser geht, wenn wir uns nicht zu nahe sind, und  das war nicht das Ergebnis von langen Diskussionen oder einem Entschluss. Es war so, wurde so, es ergab sich so, wir haben es nie erwähnt, und doch leben wir danach.

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