Sonntag, 4. September 2016

Wieder mal ein Traum

Ich träumte, dass mein Vater noch am Leben sei. Er stand am Wohnzimmerschrank und holte seine Kreditkarte heraus, mit der ich in einem Restaurant eine Rechnung begleichen sollte, die meine Schwester vergessen hatte zu bezahlen. Die Geheimnummer schrieb er auf einen kleinen Zettel und ich steckte Karte und Zettel in die Gesäßtasche meiner Hose.

Es war zwar schön, dass mein Vater noch lebte, dass es ihm so viel besser ging als das letzte Mal, als ich ihn sah, aber der Gedanke, ich müsse seinen Tod jetzt noch einmal erleben, machte mir gleich wieder Angst.

Dann sollte ich in einem Krankenhaus etwas abholen, vielleicht Dinge, die meine Mutter dort gelassen hatte. Die Schwestern an der Informationstheke holten sehr viele Sachen hervor, ich lud sie in einen Leiterwagen, den sie auch hervorholten. Es waren Dinge, die ich selber zur Aufbewahrung ins Krankenhaus gebracht hatte, als ich wieder einmal umgezogen war.

Den Leiterwagen hinter mir herziehend, ging ich nun durch die Gänge des Krankenhauses. Ich begegnete einer jungen Frau, die ich kannte, wir redeten eine Weile, und ich fühlte ständig nach, ob die Kreditkarte noch in meiner Gesäßtasche sei, ob sie mir nicht herausgefallen sei, brachte es aber nicht fertig, sie irgendwo anders hinzustecken.

Der Traum war vielleicht eine Reaktion auf meinen Wunsch, mein Leben von nutzlosem Besitz zu befreien, Dinge loszulassen, wegzugeben. Auch in meinem wirklichen Leben tauchen an unerwarteten Ecken und Enden neue Dinge auf, die ich schon ganz vergessen hatte, und ich weiß nicht, was ich mit ihnen anstellen soll. Gestern sortierte ich die Schubladen unserer Kommode im Gartenhaus aus, ich fand massenweise Stoffservietten, vielleicht zwanzig oder sogar dreißig, davon solche, die wir wir nie benützt hatten, die ich nicht einmal gesehen hatte. Außerdem gehäkelte Deckchen, Vorhänge, die zu keinem unserer Fenster passen, fadenscheinige Handtücher, die schon ganz durchsichtig sind, wenn man sie gegen das Licht hält. Als ich sie in die Papiertüte steckte (die ich zu diesem Zweck reparierte), nahm ich schon die Auseinandersetzung mit P vorweg, ihr Argument, dass man nicht etwas wegwirft, das noch gut ist, ihre Klage, dass ich übertreibe (z.B. mit der Anzahl der Servietten, dem erbarmungswürdigen Zustand der Handtücher).

In unserem Leben spielen die Fahrradanhänger eine große Rolle, mit denen wir ständig Dinge hin-und hertransportieren. Es ist deshalb nicht seltsam, dass ich im Traum einen kleinen Leiterwagen hinter mir herzog.

Was die Kreditkarte meines Vaters bedeuten sollte (und meine Angst, sie zu verlieren), ist mir jedoch nicht klar.

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