Freitag, 7. Dezember 2012

Rückblick (eine Woche später)


"Was mich freut: die alltägliche Freundlichkeit des Verkäufers in dem kleinen Lebensmittelladen in Molyvos z.B., der sagt, dass es morgen regnen wird und das ein Grund ist, morgen etwas länger im Bett zu bleiben. Oder die kleine Katze Cleo, so hungrig nach Liebe und Zuneigung und doch so ängstlich, scheu. Sie bewacht das Haus, setzt sich vorsichtig auf die Decke, die ich auf die Sonnenliegen gelegt habe, die Beine unter dem Körper eingezogen, hält mutig eine Weile still, wenn ich meine Hand näher schiebe, zuckt aber im letzten Augenblick zurück. Der stille, alte Olivenbaum vor dem Haus, und selbst das Wetter, das Wetter, dieser Sturm, der jetzt über die Insel zieht, ein warmer Sturm, zwanzig Grad sind es. All das, was eine eigene Kraft hat, sich verausgabt, sich zeigt, ganz und gar, was lebt, seine Schwächen und Stärken einfach offenlegt, ohne Verstellung, ohne sich darum zu kümmern, was sich ziemt, was recht ist. Der Sturm kennt kein Maß. Freilich, würde mir jetzt das Dach überm Kopf wegfliegen, würde ich vielleicht auch etwas anderes sagen. Ich sitze ja hier im Sicheren, im Trockenen, im Warmen, mit drei wohlgenährten müden Katzen, die sich hindrapiert haben auf die Betten, auf den Stuhl."

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