Montag, 1. Februar 2016

Ein weiteres Ritual (ohne Vorwarnung)



Ein weiteres wichtiges Ritual ist mein Morgenkaffee.

Ich mahle die Bohnen mit einer alten Handmühle, löffle den Kaffee aus dem Auffangschub in eine meiner Espressokannen, die ich schon mit Wasser gefüllt habe und dann zuschraube und auf den Herd stelle. Jeder Handgriff ist wichtig. Das zischende und gurgelnde Geräusch, wenn der Kaffee langsam durch das Rohr in die Kanne fließt, der Geruch, der sich in der Wohnung verbreitet (während ich andere Morgenhandgriffe mache), dieser wohlige, glückverheißende Morgengeruch. Dann wärme ich die Milch auf der abgeschalteten Herdplatte in einem stählernen Aufschäumer (bloß nicht wärmer als ca. 60 Grad Celsius!). Der Kaffeebecher, ein weißer hoher Becher ohne Henkel, ist schon ein wenig angeschlagen. Manchmal streue ich Kakao auf den fertigen Kaffee, manchmal Zimt, manchmal Kardamum aus meiner Kardamummühle.

Die Katze sitzt inzwischen schon auf dem Küchentisch und wartet auf ihre tägliche mikroskopische Milchportion (piepst dabei wie ein Vogel, ihr Milchbettel-Laut).

Der erste Schluck Kaffee, das Tasten der Zunge, die Abschätzung durch die Geschmacksknospen - wie ist er heute gelungen? -, die Kaffeewärme, die sich über die Speiseröhre und den Magen im ganzen Körper verbreitet, der kleine Anschubser, das Jubeln in irgendwelchen Regionen. Dieses Kaffeeglück.

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