Dienstag, 15. Dezember 2015

Zeichen von oben

M erzählte, irgendwann im Oktober oder November habe er ganz einfach weggemusst von Lesbos, er sei völlig am Ende gewesen mit seinen Nerven. - Aber kurz vor der geplanten Abreise stürzte seine Tochter und brach sich das Handgelenk. Dann wurde sein Schwiegervater krank, der sich um die Kinder hätte kümmern sollen. Der Arzt redete M und seiner Frau zu, sie sollten trotzdem fahren, die Kinder und der Schwiegervater kämen schon zurecht die paar Tage. Am Tag der Abreise fand er plötzlich seinen Ausweis nicht, er stand kurz davor, den Verstand zu verlieren, und sagte zu seiner Frau, lass uns die Reise abblasen, vielleicht sind das Zeichen von oben, vielleicht sollen wir diese Reise nicht machen. Weil seine Frau so enttäuscht war, rief er bei der Polizei an, er hat einen Bekannten dort, und bestellte einen neuen Ausweis. Innerhalb einer halben Stunde konnte er den Ausweis in Kalloní abholen, und sie fuhren zum Hafen in Mytilini, nur um zu sehen, dass die Fähre schon abgelegt hatte.
"Wir fuhren dann am nächsten Tag", sagte er. "Es war vielleicht wirklich so gemeint. Dass wir erst am nächsten Tag fahren konnten." Sie hätten dann einige sehr schöne Tage in der Türkei gehabt, weg von allem, was mit Flüchtlingen zu tun habe.

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