Dienstag, 22. Oktober 2019

Dienstag

Jeden Morgen schaue ich als Erstes nach, ob Trump immer noch sein Amt ausüben darf. Ein deprimierender Tagesanfang, seit drei Jahren schon.

Aß heute im Ko Thai zu Mittag. Es war wie immer sehr gut. Ich hatte mein Handy zuhause gelassen und mein Buch vergessen und wurde plötzlich mit meiner Rastlosigkeit konfrontiert. Las die Speisekarte dreimal. Schaute aus dem Fenster auf einen großen Parkplatz. Eine Frau mit aufgespritzten Lippen. Ihr Freund, der sie mit einer Hand vor sich herschob. In der anderen hielt er eine Zigarette.

Brachte zuvor endlich die von meiner Küchenrenovierung von vor zwei Jahren übrig gebliebenen Kacheln weg, außerdem einen kleinen Gitarrenverstärker, einen Fahrradhelm, ein paar ausrangierte Brillen.

Sprach mit K am Telefon. Ich versuchte ganz ehrlich zu sein, und sie antwortete auch mit Ehrlichkeit. Wir haben uns verletzbar füreinander gemacht. Sie weiß jetzt, wer ihr Vater war. Leider lebt er seit vier Jahren schon nicht mehr, aber sie fährt zum Jahreswechsel nach Las Palmas, um etwas mehr über ihn herauszufinden.

Habe heute wieder alles schleifen lassen, aber wenigstens ein wenig Griechisch und Portugiesisch gelernt und dann eine Lektion meines Zeichenkurses absolviert. Figuren gezeichnet: geschwungene Linien, Kreise, Eier, freie Formen. Ich zeichnete ein Porträt von Johannes Kepler, benützte meine Erdpigmentfarben und war sehr zufrieden mit dem Resultat.

Holte ein Buch aus der Bibliothek ab. Designing Regenerative Cultures von Daniel Christian Wahl.

Abends ging ich ins Aikido, fühlte mich aber schwach und hungrig. Ich sprach hinterher lange mit J, der jetzt offiziell eine Arbeit als Architekt sucht. Seine Sanftheit und die Geschmeidigkeit in seinem Aikido. Ich mag ihn sehr. Es ist mir unmöglich, mir vorzustellen, dass er jemals wütend wird.




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