Montag, 13. April 2009

alles leuchtet in seinem fremdsein

ich wünschte, es wäre ein anderer tag
und ich ein anderer mensch an einem anderen ort
ich wünschte, es wäre eine andere tageszeit
und die aussicht vor meinem fenster wäre eine andere
ich wünschte, ich hätte das talent,
das richtige wort im richtigen moment zu finden
oder ein anderes wort als das, das ich finde
ich probiere verschiedene wörter,
aber sie scheinen nicht zu mir zu gehören
die wörter, die zu mir gehören,
schweigen heute wieder einmal, wie so oft
und obwohl ich vor einiger zeit abreiste,
um nie wieder hierher zurückzukehren,
bin ich zurückgekehrt, und nichts scheint verändert
und doch ist nichts sich selber gleich
alles leuchtet in seinem fremdsein
und keine sprache klingt vertraut in meinen ohren
wie war die reise, fragen mich fremde,
(sie behaupten mich zu kennen, aber ich kenne sie nicht)
was hast du gesehen, was gelernt,
und wie ist es, jetzt wieder zuhause zu sein
sie würden nicht verstehen, dass ich nie weg war
und auch jetzt nicht hier bin, und was sie zuhause nennen
ist ein vorläufiger unterstand, ein schutz vor kälte und regen
ein kleid, das mir notdürftig passt, ein übergang
zwischen dem, was war und dem, was sein wird
und was ich auf meiner reise erlebte, war ein traum,
den ich am morgen versuchte niederzuschreiben,
bevor ich erwachte und einsah, dass ich geträumt hatte,
und jedesmal, wenn ich nach dem stift griff,
erwachte ich erneut, und der traum verschwand,
und nichts als der augenblick blieb mir,
in dem der traum sich in das wachsein verwandelte
und ich einsah, dass ich geträumt hatte
doch auch das war nichts als ein traum

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