Samstag, 10. Mai 2008

Aus dem Archiv (heute vor drei Jahren)

10.5.2005
Grausig, sagte die Ärztin zu mir, als ich das Sprechzimmer betrat, und ich wußte nicht, ob sie die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung oder die Krankheit der Patienten meinte, die vor mir im Sprechzimmer gewesen waren. Sie hatte aber aus dem Fenster geblickt und sprach vom Wetter.

Zum zweiten Mal für heute rechne ich aus, wie lange mir mein Geld noch reichen wird, und wegen eines kleinen Tricks komme ich auf ein günstigeres Ergebnis als noch Stunden zuvor.

Nachdem jetzt kein Anzeichen für eine Krankheit bei mir gefunden wurde, da alle meine Werte im Bereich des Normalen sind, muß ich meine Rastlosigkeit wieder auf mich nehmen, kann sie nicht abschieben auf ein Drittes, außerhalb von mir (wenn auch in meinem Körper) liegendes Etwas. Ich muß mich wieder ungemildert selbst aushalten und darf fürs Erste keine Ausrede mehr für mich finden.

„Wie kann ich dir helfen? Gar nicht! Ich genieße diesen Zustand der totalen Erschöpfung, der Verzweiflung und Sprachlosigkeit, der Niedergeschlagenheit und Selbstmordlust. Ich kann mir diesen Zustand von niemandem nehmen lassen. Er entweicht mir und kommt immer wieder.“ (Josef Winkler)

10.5.2008
{Und heute? Fast alles ist genauso, außer dem Wetter. Und der Arztbesuch steht für Dienstag bevor.}

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