Montag, 29. November 2010

8 1/2


Ich wünschte mir gestern, ich könnte so schreiben, wie Fellini seinen Film 8 1/2 gemacht hat. Eine Vermischung von Traum und Wirklichkeit, sich selber reflektierend und trotzdem immer irgendwie unterhaltsam.

"Non ho veramente niente da dire, ma lo voglio dire lo stesso"

("Ich habe wirklich nichts zu sagen, aber will es trotzdem sagen.")

Samstag, 27. November 2010

Mittwoch, 24. November 2010

Ich habe ein Spiel gespielt

Ich sagte, ich habe ein Spiel gespielt. Ich spielte, dass du mir folgtest, immer ein paar Schritte hinter mir. Ich spielte für mich selber, dass wir spielten, wir würden uns nicht kennen. An jenem Tag fühlte ich mich wirklich weniger einsam, an allen anderen Tagen konnte ich es kaum ertragen, von dir getrennt zu sein.

Sonntag, 21. November 2010

"Ferne, Bangigkeit, Sorge, Brieflosigkeit" (F.Kafka)

Ein wenig ziellos in der Buchhandlung herumsitzend, schlug ich ein Buch auf, das neben mir auf einem Tisch lag, und las folgende Zeilen:

"Heute kam kein Brief, aber ich habe keine Angst, bitte Milena mißverstehe mich nicht, ich habe niemals Angst um Dich, sieht es einmal so aus und es sieht ja oft so aus, so ist es nur eine Schwäche, eine Laune des Herzens, das trotzdem genau weiß, wofür es schlägt, auch Riesen haben Schwächen, selbst Herakles hatte, glaube ich, einmal eine Ohnmacht." (Franz Kafka: Brief an Milena, 19.7.1920)



Donnerstag, 18. November 2010

Ich hätte nie geglaubt

"Ich hätte nie geglaubt, dass ich jemanden so sehr vermissen kann wie ich dich vermisse."


Sie ging weg

Sie ging weg. Sie hatte keine Pläne, und sie war beinahe 50. Ich bin beinahe 50, dachte sie, als sie die Tür schloss,  und sie wartete einen Augenblick, ob sich irgendwelche Gefühle einstellen würden, aber sie fühlte nichts. Ihr Leben hatte ohne sie stattgefunden, und jetzt würde sie es verlassen. Sie hatte keine Pläne, und sie hatte kein Geld. Außer einer Tür, die sie hinter sich geschlossen hatte, und einem dunklen Treppenhaus, das vor ihren Füßen lag, war im Moment von ihrem Leben nichts übrig.

 

Buchhandlungsmorgenritual


("Das morgendliche Erwachen beginnt, wenn man sagt bin und jetzt", Christopher Isherwood, A Single Man)

Und so sieht mein Buchhandlungsmorgenritual aus (nachdem ich das Gespenst im Spiegel begrüßt und mich in der engen Toilette gewaschen habe): Ich gehe durch die dunkle Buchhandlung (manchmal stehen schon Leute sehnsüchtig vor dem Schaufenster) hinaus auf die nasskalte Straße und kaufe mir in der Bäckerei an der Ecke ein Buttercroissant, bei einer Frau, die aussieht, als würde sie am Morgen mindestens eine halbe Stunde damit verbringen, sich zu toupieren und zu schminken, und die inzwischen schon weiß, was ich will und auch, dass ich beim Hinausgehen die Tür immer in der falschen Richtung vermute.

In der Küche habe ich die Espressomaschine schon eingeschaltet, und wenn ich zurückkomme, drücke ich den grünen Kopf zweimal (das bedeutet: doppelter Espresso). Schäume Milch auf, tunke das Croissant in den Milchkaffee. Vor dem vergitterten Fenster ist der graue Hinterhof von irgendeinem Liebhaber des Kitsches gestaltet worden. Eine Lourdes-Madonna neben dem Froschkönig vor einer kleinen Holzhütte, in einer Reihe am Zaun nackte Putten in aufreizender Körperhaltung, ein Kürbisgesicht aus Plastik auf einem geziegelten Sockel. Mache mir ein Müsli, schlage ein Buch auf, genieße die Stille, dieses Herausgeschnittensein aus einem Zusammenhang, diese Namenlosigkeit im Hinterzimmer eines Ladens, der selbst noch zu schlafen scheint.

Mittwoch, 17. November 2010

3 katzenalpträume

blick aus meinem fenster in r
1 hinter der waschmaschine unter einem haufen waschpulver grub ich L hervor. sie sah wie tot aus, schlug aber schließlich die augen auf und schaute mich vorwurfsvoll an (ich war viel zu lange weggewesen und hatte mich nicht darum gekümmert, dass jemand zum füttern vorbeikam), und von den anderen katzen begegnete mir nur T, abgemagert und distanziert.

2 meine mutter erzählte mir, L habe sich alle vier beine gebrochen,  und sie sei mit ihr zur tierärztin gegangen. diese habe gesagt, sie könne L schon wieder hinkriegen, aber sie könne ihr auch den "gnadenschuss" geben, um zwölf uhr, dann wäre es gleich vorbei und sie müsste nicht leiden. meine mutter hatte abgewägt, dass es wohl besser sei, das tier töten zu lassen und erzählte mir das mit gleichmut in der stimme. es war fünf nach zwölf, und ich schrie meine mutter verzweifelt an.

3 eine kleine rote katze, die noch nicht lang genug bei uns war, um an uns gewöhnt zu sein, entkam ins freie, und ich lief hinterher und fing sie wieder ein. dann stand ich vor verschlossener glastür und machte meinem bruder ein zeichen, er solle mich mit der katze hineinlassen. mein bruder ließ sich anmerken, dass er genervt von mir war und ließ sich viel zeit mit dem öffnen der tür. warum er sich so viel zeit gelassen habe, fragte ich aufgebracht, du hast doch gesehen, dass ich hinein will. er sagte, weißt du eigentlich, wie du aussiehst? (er meinte damit, verzerrt, irgendwie unmenschlich und hässlich)

(nach jedem traum wachte ich auf, um erleichtert einzusehen, dass ich bloß geträumt hatte)

Freitag, 5. November 2010

Lese Rilkes "Requiem für eine Freundin"

(...) "Wer kann besitzen, was sich selbst nicht hält,
was sich von Zeit zu Zeit nur selig auffängt
und wieder hinwirft wie ein Kind den Ball." (...)


Schlaflos um fünf Uhr morgens dachte ich:

Offen sein, durchlässig. Es im Verwundertsein aushalten. Es nie besser wissen. Wie der Halm im Wind sein (beweglich, biegsam).

Dienstag, 2. November 2010

Cybernachricht



"...du är i dina händer, du är vacker, smart, självständig, allt..."

Die Luft zwischen den Sekunden

Der Boden unter den Füßen ist verletzlich, und jeder Schritt ist tastend, vorsichtig.
Die Zeit öffnet sich, und zwischen den Sekunden entstehen plötzlich Zwischenräume, durch die der Wind hindurchweht.

Montag, 1. November 2010

Was ich in der Nacht träumte

Ich weiß nicht mehr, was ich in der Nacht träumte, ich weiß nur noch, es handelte von dir.
Und immer wieder tauchen kleine unzusammenhängende Einzelheiten auf, lose Versatzstücke: die Zahl 49, ein Tisch, deine Hände.

Ein komisches Gefühl

‚Ich weiß auch nicht, ich habe irgendwie ein komisches Gefühl’, dachte der Goldfisch.

Es ist völlig normal, dass er sich komisch fühlte, denn er hatte sich im Aquarium soeben selber verloren.

Keiner brachte es jedoch über das Herz, ihm das beizubringen. Weshalb er den Fehler wie immer bei sich selber suchte.

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...