Am Morgen um
sieben Uhr aus dem Haus gegangen. Eine klitzekleine Runde. Zurück nach Hause
und geduscht. Kaffee, Frühstück. Meditation. Blog-Update. Eine neue Info bringt
mich aus meinen Routinen und auch eine Mail von einer Freundin in R. Ihre Mutter ist
gestorben. Ich schreibe eine lange Mail. Versuche damit fertig zu werden, dass
ich meinen Flug einen Tag zu früh gebucht habe. Jetzt kann man kostenlos
umbuchen. Versuche mehrmals Aegean zu erreichen, um entweder eine Erstattung zu
bekommen oder einen Flug für den Herbst zu buchen (spätestens 20.Oktober), aber
vergeblich.
Feile am
A-Text, halte mich mit Kleinigkeiten auf und komme aber nicht weiter.
Mittagessen draußen in der Sonne: Champignons und Salat, Kartoffeln. Rote
Ratten ausgelesen von Xiao Qiutxxx, leider wieder nicht genau verstanden, wer
es war. Korruption ist kompliziert. Später nochmal versucht, bei Aegean
anzurufen, nicht durchgekommen. Dann entdeckt, dass von meinem Konto 3500k
abgezogen wurden. Ich bin völlig durch den Wind. Die Saalmiete von Stockholm,
natürlich. Ich hatte vergessen, dass ich die Hälfte schon erstattet bekommen
habe, meine Geldrechnung gestern stimmte also nicht. Dieser Monat war
wahnsinnig teuer. Solange ich nicht weiß, wie viel der Zahn mich kosten wird,
kann ich auch nicht richtig planen.
Muss mich losreißen
von all den trüben Gedanken. Es ist so warm, dass ich meine Badekleider
mitnehme und zum Meer fahre. Dort mache ich erst eine missglückte Skizze, dann
eine, die zwar nicht besonders gut ist, mich aber doch mehr befriedigt: ein
Steinkreis am Delphinia-Strand. Spaziergänger sind unterwegs, die den Strand
entlang laufen. Vielleicht sollte das mein Morgenspaziergang werden. Ein junger
Hund kommt zu mir gelaufen, als ich auf
dem Boden sitze und den Klee vor mir zu malen versuche. Er schnuppert
erwartungsvoll herum. Sein Herrchen sitzt auf dem Steg und ruft ihn zu sich.
Kaufe Lebensmittel im kleinen Laden in der Nähe vom Strand und
rede mit der Besitzerin, die an der Kasse sitzt und auf den Fernseher schaut. Ihre Kinder sind jetzt tagsüber zu Hause, weil die
Schule geschlossen ist. Der Unterricht wird auch nicht übers Internet fortgeführt.
Man zieht in Erwägung, die Osterferien stattdessen ausfallen zu lassen.
In Schweden sind
alle kulturellen Veranstaltungen abgesagt, schreibt P. Wir wissen nicht, ob wir
unsere Opernkarten zurückerstattet bekommen.
Zurück zu Hause,
sitze ich eine Weile auf der Terrasse, zum ersten Mal, seit ich hier bin. U
kommt und lädt mich für morgen zum Essen ein.
Meine Geschwister
sind jetzt mit meiner Mutter nach Österreich gefahren, während der Rest der
Reisegesellschaft abgesagt hat. Sie schicken ein Bild, auf dem sie mit Aperol
in die Kamera prosten. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Gesunder
Menschenverstand oder unverzeihlicher Leichtsinn? Eine unserer Kusinen
schreibt, dass sie momentan ihren krebskranken Vater nur einzeln im Krankenhaus
besuchen können und jeder höchstens eine Stunde.
Von Giorgos habe
ich die ganze Zeit nichts gehört, habe ihn auch nie im Alte-Männer-Café sitzen
sehen. Es ist überhaupt leer dort. Die Griechen halten sich zuhause. Geht es
wirklich, den Virus auszusitzen?
Trump ruft in den
USA den nationalen Notstand aus. In den Leserkommentaren schlägt jemand vor,
dass China Schadensersatz bezahlen soll an alle Länder, die vom Virus betroffen
sind. Jemand anderer stellt die Frage, wann es dazu kommt, dass wir die Alten
und chronisch Kranken sterben lassen, damit wir die Jungen und Gesunden retten
können.
Abends noch den
Anas-Text weitergetrieben. Bin in der Mitte. Es gibt noch viele Lücken, die ich
füllen muss.
22:10 und ich gehe
ins Bett.
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