2020/03/21 22:39
Mit dem Pomera
auf dem Bett. Habe heute einige Stunden Arbeit am A-Text aus Unaufmerksamkeit
verloren. Weil ich zu schnell damit war, eine Taste zu klicken,
die mich dann auf den Status von gestern Abend zurückwarf.
Heute ein
wunderschöner Tag, endlich wieder Wärme in der Sonne, so dass ich zum
Mittagessen draußen sitzen konnte. Kartoffelfladen mit geriebenem Käse, Linsen,
Krautsalat mit Apfel und Kürbiskernen. Buk wieder ein Brot. Diesmal gelang es,
mit einer Prise Hefe, ging auf wie ein Fußball, wurde saftig und gut im
Geschmack.
Putztag. Warf alle
Teppiche hinaus auf die Terrasse, fegte und wischte die Innenräume. Schüttelte
dann die Teppiche aus, legte sie auf den Trockenständer. Das Ganze dauerte
nicht lange. Danach setzte ich mich mit einer Tasse Tee und dem chinesischen
Krimi unter den Olivenbaum. Julia kam
und setzte sich auf meinen Schoß. Nach einer Weile wurde sie wieder aggressiv
in ihrer Zuneigung, und ich setzte sie zurück auf den Boden. Aß ein paar
Schokoladenkekse. Hatte fast ein schlechtes Gewissen, weil ich meine Zeit hier
so genieße.
Später machte ich
mich auf einen Spaziergang, völlig ohne Ziel. Machte an der Schafswiese halt
und nahm das Skizzenbuch hervor. Als ich eine Weile gezeichnet hatte, kamen die
Schafe immer näher, akzeptierten mich als eine der ihren. Das Gebimmel ihrer
Glocken: in meinen Ohren klingt es schön und melodisch. Wie ist das für sie?
Keinen Schritt machen können, ohne dass es bimmelt?
Ging dann wieder übers
Flussbett, den üblichen Weg entlang, bog aber Richtung Alonia ab und nahm dann
einen Weg in das Pinienwäldchen hinein. Wunderschön weiche Abendsonne. Eine
Bank, auf der man einmal sitzen und den Sonnenuntergang betrachten könnte.
Wollte dann eigentlich einen anderen Weg zurückgehen, landete aber dann wieder
auf meinem wohlbekannten Pfad und ging übers Flussbett zurück.
Auf dem Weg zum
Haus kam ich an I vorbei, die gerade von einem Eukalyptusbaum ein paar Blätter
abzupfte.
Was machst du?
U und sie planten ein Ritual, das sie in Australien von einem Aborigine gelernt hatten.
Willst du mitmachen?
Ich war eigentlich hungrig, wollte aber dieses Angebot nicht ausschlagen. Wir sollten Zweige und Blätter verschiedener Bäume sammeln, die verschiedene Qualitäten haben. Eiche, Akazie, Eukalyptus, Platane, Olive. Dann verbrannten wir sie in einem Tontopf auf einem Kohlefeuer. Jede durfte sagen, was sie sich wünschte oder was sie ins Feuer werfen wollte, dabei folgten jeweils wir den verschiedenen Qualitäten des Holzes (hart, weich, fruchttragend, aromatisch etc.). Ich warf meine Hartherzigkeit in den Topf. Am Ende kam Duftendes ins Feuer. Hin und wieder sangen wir etwas, dann machten wir einen kleinen Tanz (ohne Händehalten). Immer wieder fachten wir das Feuer mit einem Besen und einer Kehrschaufel an. Währenddessen ging die Sonne über dem Dorf unter. Es wurde kühl, die Dämmerung senkte sich. Wir umhüllten uns gegenseitig mit dem Rauch von Salbei und Süßgras und schließlich holte U noch Weihrauchkrümel vom Berg Athos, die sie auf ein Stück glühende Kohle legte. Wir schickten unsere Gebete in den Himmel. I holte eine Flasche Rotwein und drei Gläser, und nachdem wir erst der Erde etwas vom Wein geopfert hatten, stießen wir selber damit an.
Ich bekam hinterher etwas Schafskäse von ihnen, den heute eine Freundin bei ihnen vorbeigebracht hatte, zusammen mit einem frisch geschlachteten Lamm. Dabei hatten sie die Auflage bekommen, das Lamm in seiner Gesamtheit zu essen, aus Respekt dafür, dass es sein Leben geben musste. Vom Kopf hatte I heute eine Suppe gekocht. Die Innereien kriegen die Katzen.
Wenn das Töten und Schlachten eines Tiers überhaupt zu rechtfertigen ist, dann nur auf diese Weise. In einem Gefühl des Respekts und der Dankbarkeit, einer intimen Nähe zu dem Vorgang des Töten und Schlachtens, vielleicht auch zu dem lebenden Tier selber.
Bekomme eine Mitteilung von Giorgos. Wie geht es dir; (Im Griechischen ist der Strichpunkt das Fragezeichen) Gut! Und dir? Ihm auch. Er genießt die Situation beinahe. Das tue ich auch. Endlich kann ich meinem Bedürfnis nach Alleinsein nachgeben, ohne das nagende Gefühl, nutzlos zu sein.
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