11/03/2020
Der Tag fühlt
sich an wie eine Ewigkeit.
Die WHO hat eine
Pandemie ausgerufen. Angela Merkel geht davon aus, dass 60-70% der deutschen
Bevölkerung sich mit Covid19 infizieren wird.
Auf dem Handy kommt ein blinkender High Risk Alert von der griechischen Regierung: High-Risk-Personen
sollen so weit wie möglich zu Hause
bleiben. Ich habe heute einen neuen Flug gebucht - für in drei Wochen. In
dieser Zeit bin ich zwar hier relativ sicher. Aber wie sieht die Welt bis dahin aus?
Konzerte und Opernaufführungen werden abgesagt. Fußballspiele finden in leeren
Stadions statt. Operationen werden verschoben. Menschen werden aufgefordert, möglichst zu Hause zu bleiben.
Theodosos dreht
sich zur Wand um und hustet, als ich im Supermarkt an der Kasse stehe. Vorher
habe ich den Apotheker hustend sein Schild ins Geschäft tragen sehen. Die
griechischen Schulen sind ab heute für zwei Wochen geschlossen. Indien schließt
seine Grenzen. Dänemark schließt den Reichstag. Vielleicht gibt es bald Engpässe bei der
Lebensmittelversorgung? Vielleicht sollte ich trotz allem auch ein wenig
bunkern?
Am Vormittag
wieder Probleme damit,in die Gänge zu kommen. Stehe zwar früh auf, bin aber
dann doch erst wieder gegen zehn in meinem "Meditationsraum". Zum Mittagessen gebratene Champignons und Spiegeleier, dazu Salat mit Fetakäse und
Brot mit Olivenöl. Fahre dann ins Dorf zum Einkaufen und setze mich im einer
stillen Ecke hin, um ein Bild von einem leerstehenden Haus zu malen. Dieser
Prozess des Zeichnens und Malens lässt mich den Augenblick intensiv erleben. Ich blättere im
Zeichenbuch zurück. Was ich gestern gezeichnet habe, scheint schon wieder lange
her zu sein.
Ach, alles
scheint im Moment unsicher. Was, wenn der Virus sich nicht aufhalten, nicht bekämpfen
lässt? Wie wird die Welt dann in einem Jahr aussehen? Noch glauben wir an eine
wundersame Wende. Und dass wir nicht davon betroffen sein werden und niemand in unserer Nähe. Noch kenne
ich niemanden mit dem Virus. Wann wird der erste Name auftauchen? Oder sogar
der erste Todesfall? Ist alles wirklich nur unbegründete Panik?
Und alles kommt
vom mangelnden Mitgefühl, von der Gier der Menschen, ihrer Dummheit. Wie wir
Tiere behandeln, misshandeln, benützen, missachten - ob es jetzt in China
angefangen hat oder woanders, spielt vielleicht keine wirklich große Rolle.
Ich muss es jetzt
meinen Geschwistern überlassen, eine Entscheidung zu treffen hinsichtlich der
Frage, ob es klug ist, am Wochenende einen Familienausflug an den Achensee zu
machen. Es lässt sich von hier nicht beurteilen.
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