2020/04/13 18:25
Als würde ich das
Katzenunglück anziehen. Gestern registrierte ich, dass Hamish eine Weile nicht
dagewesen war. Heute früh kam er auf drei Beinen humpelnd an und setzte wieder
eine Kette von Ereignissen in Gang, als deren Resultat ich jetzt im
sonnendurchfluteten Haus eingesperrt bin und sein Aufwachen aus der Narkose überwache.
In der Zwischenzeit hat er zweimal gekotzt, einmal auf den Boden gepinkelt,
versucht, durch das Mückennetz zu entkommen, ist vom Tisch gefallen und hat die
anderen Katzen dazu gebracht, beleidigt abzuziehen, weil ich ihnen die Tür
nicht geöffnet habe.
Wie es sich wohl
anfühlt, kastriert aufzuwachen, fragte ich den Tierarzt Adamantios. Ich weiß es
nicht, sagt er, aber ich denke viel darüber nach. Adamantios und ich sind bei
meiner Ankunft aneinander geraten, weil ich mit
Myrsini geredet hatte, aber nicht mit ihm, doch am Ende schieden wir als beste
Freunde. Jetzt habe ich seine Telefonnummer und sogar die Erlaubnis, ihm SMS zu
schicken. Wahrscheinlich war er mehr sauer auf Myrsini als auf mich. Das Bein
war dann doch nicht gebrochen, Hamish hat sich, wahrscheinlich, weil er
irgendwo feststeckte, eine Kralle rausgezogen und das Bein dabei verrenkt.
Jetzt sitzt der stinkende Lümmel auf meinen Knien. In ein paar Tagen wird es
ihm schon wieder gut gehen, so Adamantios, während er Tabletten über die Theke
schiebt, die ich mit einem Augenrollen entgegennehme. Ich habe jetzt einen
ordentlichen Termin für meinen nächsten Besuch, auf einem Stück Papier.
Für Cleo sollte
ich Augentropfen in der Apotheke abholen. Man wartet davor, bis man reingebeten
wird. Ein alter Grieche, der es als seine Aufgabe ansah, die wartenden Kunden
zu unterhalten, sprach mich an. Wo ich herkomme. Deutschland. Ah, gut. Er hat
acht Jahre in Kanada gewohnt, aber auch einige Monate in Deutschland, wo er das
"schwarze Brot" zu schätzen gelernt hat. Die Apothekerin mit dem
Mundschutz bedient mich, die Kundin mit dem Mundschutz, der aussieht wie ein
halbierter Bikini.
Hatte wegen
meinem Hausarrest die Gelegenheit, endlich mal wieder am A-Text zu arbeiten.
Heute ging es um Katzen, passend zum Tagesthema, aber es war ein trauriges
Kapitel, nicht in der Lage, mich aus meiner trüben Stimmung zu holen. Auch
wieder große Zweifel am Text, Unsicherheit in den Formulierungen. .
Außerdem hat mein
Tolino in der letzten Zeit andauernd gezickt. Zwischendurch schien es sogar,
als hätte er ganz den Geist aufgegeben. Ich versuchte heute, ihn ins Leben zurückzuholen,
indem ich ihn auf die Fabrikeinstellungen zurücksetzte. Natürlich musste ich
hinterher wieder mühsam alle Kennwörter eingeben. Wenigstens scheint er jetzt
wieder zu funktionieren.
Zum Mittagessen
bekam ich einen dicken Kartoffelfladen, weiße Bohnen mit Dressing und
Krautsalat mit Apfel und Kürbiskernen. U kam mit ihren Walking-Stöcken vorbei
und lud mich zum Osteressen am nächsten Sonntag ein. Es gibt Lamm. Ist das ok?
Ja, ist ok. Ein Restaurant im Dorf öffnet übrigens in Kürze für Bestellungen,
informierte sie mich. Man kann das Essen selber abholen oder liefern lassen.
Ich bedankte mich für die Info. Mein Speiseplan kann vielleicht tatsächlich
eine kleine Abwechslung vertragen, sagte ich.
Der
Tierarztbesuch heute hat mich übrigens insgesamt nur zehn Euro gekostet, für
Cleos verschiedene Augentropfen und -cremes. Die Kosten für Hamish
(Streunertarif) übernahm D, der mir auch sein Auto lieh.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen