2020/04/10 18:36
Heute die erste
schlechte Nacht, seit ich hier bin. Es lag daran, dass Caesarion die ganze
Nacht schrie. Ich wollte ihn aber nicht rausstampern, weil ich das Gefühl
hatte, dass es ihm schlecht ging. In der Früh dann der Versuch, ihm die Antibiotika-Tablette
mit Joghurt zu verabreichen. Gestern funktionierte es noch, heute verschmähte
er die rosa Mischung. Auf allen Vieren kroch ich hinter ihm her und schmierte
Joghurt auf seine Tatzen und schaute dann zu, dass er nicht aufs Bett sprang, bevor
er sie nicht abgeleckt hatte. Trotzdem war noch eine große Portion
Joghurtmedizin übrig. Gerade habe ich sie weggeworfen. Heute Abend versuche ich
es mit der Handtuchmethode: Katze in Handtuch einwickeln, so dass nur noch der
Kopf rausschaut. Maul öffnen, Tablette reinwerfen.
Verkehrte Welt:
Punxy macht sich über Caesarions Spezialfutter mit großem Appetit her, ihn muss
ich dazu überlisten (und selbst dann frisst er nicht).
Karfreitag. Nach
dem anstrengenden gestrigen Tag (Radtour nach Petra, Caesarion abholen, dann
zurückradeln, nachmittags Tanzworkshop mit Vor- und Nachbereitung, dann
Betreuung meiner Schreibkurse, bei denen ich mich auch ein wenig im
Schwitzkasten fühle) und der fürchterlichen Nacht mit gefühlten 0 Minuten
Schlaf nahm ich mir vor, diesen Tag einfach kommen und gehen zu lassen. Schließlich
jätete ich etwas Unkraut im Hochbeet und unter dem Olivenbaum, grub eine tote
Rosenwurzel aus und grub eine andere, größere an, leerte endlich den
Kleiderschrank aus räumte ihn dann ordentlich wieder ein. Machte die Salzkruste
an der Türschwelle weg, die noch vom November hier ist. Das Salz hält die
petroleumstinkenden Tausendfüßler ab, die bei feuchtem Wetter in großer Zahl
ins Haus gekrochen kommen. Schlief einen anstrengenden Schlaf auf einer der
Sonnenliegen. Las den Krimi "Rot auf Schwarz" aus und fing einen
London-Magie-Krimi von Ben Aaronovich an. Ich habe zurzeit einfach keine Lust
auf schwerere Kost. Dann sortierte ich Wäsche, brachte sie in den Waschkeller
und setzte eine Ladung in Gang. Lag dazwischen wieder todmüde auf dem Bett
herum, habe aber jetzt trotzdem das Gefühl, dass der Tag nicht ganz umsonst
war.
Großeinkauf
gestern bei Theodosos, der guter Dinge war. Wieder einmal fragte er, wie viele
Katzen ich habe. Drei plus eins, sagte ich. Und dann noch drei, die ich als
"Gäste" betrachte. Insgesamt also füttere ich sieben Katzen.
Traf gestern in
Molivos zwei Touristen aus Berlin (typische alternative Berliner Jungmenschen,
offen und interessiert). Sie saßen auf der Treppe vor dem Bankomat, wir kamen
ins Gespräch. Sie seien in Marokko gewesen, wollten jetzt nur nach Hause.
Wohnten bei einem Freund in Mytilini, jetzt auf einem Tagesbesuch im
ausgestorbenen Molivos. Über Zürich könnten sie zurückfliegen, erzählten sie.
Immer wieder kriege
ich besorgte Fragen wegen Moria. Als wäre Lesbos nur Moria, als wäre nichts
anderes auf der Insel von Interesse als Moria. Als sie die ganze Insel durch
Moria diskreditiert. Die Wahrnehmung der Insel Lesbos wird komplett von Moria
dominiert.
Am Mittwoch nähte
ich eine Mund-Nasen-Maske. Es dauerte den ganzen Nachmittag, ich machte drei
Versuche, mit verschiedenen Stoffen und Modellen, unterbrochen von meinem
Mahamudra-Kurs, bei dem ich wieder, in Schals und Decken eingewickelt, im
Teepavillon saß, mit einer Thermosflasche heißem Wasser und einem Teebeutel
Ingwer-Zitrone, den ich im Schrank gefunden hatte. Danach das Chaos meines Nähwahnsinns
beseitigt, Stecknadeln, die auf den Boden gefallen waren, überall Stoffreste, Nähfadenstücke,
Bügeleisen, Bügelbrett, Scheren, Auftrenner etc. etc. Konnte mir noch nicht
vorstellen, dass ich sie einmal aufsetzen würde. Aber schon am nächsten Tag in
der Tierarztpraxis in Petra kam sie zum Einsatz, und wenig später im
Lebensmittelladen.
Es laufen hier
schon länger Menschen mit Masken herum, fast immer Frauen, eigentlich hebt
niemand auch nur eine Augenbraue. Man hat es ja jetzt auch in den Medien zur
Genüge gesehen. Im Internet haben sich Mund-Nase-Masken zu einem modischen Accessoire
entwickelt. Mein Instagram-Feed füllt sich mit selbstgenähten Mund-Nasen-Masken
in allen Formen, Mustern, Farben.
Jetzt müde.
Bett.
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