Ich nahm heute dann doch den großen Pinsel hervor, nutzte die Abwesenheit der Katzen aus, die vorübergehend bei P untergebracht sind, und übermalte einen großen Teil des Bodens neu. Fast immer mache ich solche Arbeiten im Vorübergehen, oder eigentlich versehentlich, ich fange irgendwie an (meine Rastlosigkeit), obwohl ich etwas anderes tun sollte (z.B. heute frühstücken, duschen, nach der Heimkehr von der Arbeit am frühen Morgen), habe dann schon mal angefangen und mache also weiter. Die gelassene Freude von Menschen, die zur rechten Zeit tun, was getan werden muss, stellt sich bei mir deshalb normalerweise nicht ein, jedenfalls nicht während der Arbeit, aber eine andere Art der Freude schon. Die Freude über den jetzt weiß glänzenden Fußboden, den ich nicht mehr verschämt unter einem seltsamen Teppich verstecken muss.
Ich träumte auch in der Nacht, mehrere Alpträume hintereinander, kann mich aber genauer nur an einen erinnern, die Ermordung eines Mannes mit langen braunen Haaren. Wer die Mörder waren, weiß ich nicht, ich kannte sie aber. Er wurde durch die Luft geschleudert (Gab es eine Schleuder? Es gab einen Abgrund!) und zwar so, dass er mit den Füßen zuerst am Boden aufkam. Das war an dem Ganzen irgendwie wichtig. Dass er mit den Füßen zuerst aufkam, steigerte die Grausamkeit. Dass er von den Füßen her gestaucht wurde, dass er an seinem eigenen Gewicht starb. Es war so böse, so gemein. Er kam ja mit dem Boden in Kontakt, als hätte er nur einen kleinen Sprung gewagt, als wäre er gerade noch mal davon gekommen. In dem Moment hatte ich Augenkontakt mit ihm. Die Beine verschwanden total. Ich weiß nicht mehr, ob ich vom Traum aufwachte oder davon, dass E meinen Namen rief und mich so rettete.
"Sometimes there's so much beauty in the world I feel like I can't take it, like my heart's going to cave in." (Ricky Fitt in "American Beauty")
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