2020/05/02 15:48
Putztag.
Brotbacktag.
Und so geht es
mit dem Brotbacken zu: insgesamt dauert es mehr als 24 Stunden, bis ein Brot
fertig ist.
Am Morgen rühre
ich mit dem Sauerteig, den ich im Kühlschrank habe, den Vorteig an und füttere
den Rest des Sauerteigs.
Füttern: 1 EL
Sauerteig, 50g Mehl, 50 g Wasser.
Vorteig: 1 dl
Sauerteig, 100 Mehl, ca. 100 g Wasser, eher weniger. Ich gehe nach der
Konsistenz, sie soll etwa wie bei Waffelteig sein.
Zugedeckt stehen
lassen. Ich stelle die Schüsseln in die Duschkabine, weil sie mir da nicht im
Weg sind.
Mein
Weizensauerteig macht nur kleine Blasen, aber ich habe mich daran gewöhnt und
mache mir keine eine Gedanken mehr deshalb. Es bildet sich im Glas auch auf dem
Sauerteig eine dunkle Flüssigkeit, die etwas nach Ammoniak riecht. Darum kümmere
ich mich auch nicht. Ich rühre einfach so lange um, bis der Sauerteig wieder
homogen ist.
Zurück zum
Brotbacken: Am Abend schütte ich 250ml Wasser (lauwarm, aber nicht zu warm) in
den Vorteig. Rühre so viel Mehl und Haferkross hinein, dass der Teig sich ein
bisschen vom Schüsselrand zu lösen beginnt. Man muss natürlich auch lange genug
rühren, damit sich Gluten entwickeln kann, fünf Minuten etwa.
Eine Prise Trockenhefe
und eine Handvoll Sonnenblumen-, Kürbiskerne oder Sesamsamen werfe ich mit dem
Mehl auch hinein, außerdem zwei gute Teelöffel Meersalz. Keine genauen
Mengenangaben. Ich mische gewöhnliches Weizenmehl mit einer Portion gelblichen
Hartweizenmehls von Limnos.
Zu Hause würde
ich niemals Weizenmehl verwenden, sondern wenigstens Dinkel, aber ich habe hier
nichts anderes gefunden.
Über Nacht stehen
lassen. Den gefütterten Sauerteig fülle ich am nächsten Morgen wieder in sein
(gespültes) Glas und stelle ihn in den Kühlschrank.
Den Brotteig, der
inzwischen große Blasen hat, fülle ich in eine Form. Ich habe keine Kastenform hier
und habe eine Springform mit einem Stück Backpapier ausgekleidet (ich drücke
das rund zugeschnittene Backpapier hinein - es muss ein bisschen über die
Kanten schauen - Falten machen dabei überhaupt nichts.)
Dann streue ich
etwas Kerne oder Samen drüber und ein bisschen Mehl. Lasse das Ganze wieder
zugedeckt stehen, eine Stunde vielleicht, auf keinen Fall weniger.
Der kleine
Backofen wird vorgeheizt auf 250 Grad. Wenn er heiß genug ist, stelle ich die
Form hinein, werfe ein bisschen Wasser auf den Boden des Backofens und schließe
die Tür sofort. Drehe die Temperatur auf 190 Grad herunter.
Von jetzt an gehe
ich nur nach Geruch und nach Farbe. Ich schaue nie auf die Uhr. Wenn es schon
nach Brot riecht und der obere Teil des Brotes eine schöne Farbe hat, nehme ich
die Form heraus und lasse das Brot herausgleiten, ziehe das Backpapier ab und
lege das Brot jetzt noch mal umgedreht in den Ofen, bis auch die Unterseite
eine schöne Färbung hat.
Klopftest: mit
dem Knöchel auf die Unterseite des Brotes klopfen. Der Klang soll hohl sein.
Dann das Brot gut
in ein Backtuch einwickeln und mindestens eine Stunde so liegen lassen. Es
backt nämlich jetzt noch weiter. Nicht
zu früh anschneiden, das wird klebrig. Es muss schon gut durchgekühlt sein,
wenn ich meine erste Scheibe abschneide.
So ein Brot
reicht mir vielleicht drei oder vier Tage. Es ist auch noch gut, wenn es nicht
mehr ganz frisch ist, im Gegensatz zu Hefeteig.
Das war die
Rezeptabteilung.
Jetzt kommt die
Putzabteilung:
Samstag ist mein
Putztag. Putzen tut mir gut und ist hier auch einfach. Heute habe ich mir
vorgenommen, unter dem Bett sauber zu machen. Es ist ein schweres Bett, das
rundum geschlossen ist und zwei Kästen zum Herausziehen hat, von denen
allerdings der eine von einem Extrabett (das mir nur als Ablage dient)
blockiert wird. Als ich vor ein paar Tagen nach meinem Iphone suchte, warf ich
einen Blick hinter dem Kopfende des Betts nach unten und war ziemlich angeekelt
von dem, was ich da sah. Daher der Plan, das Ganze mal gründlich anzugehen.
Arbeitsschritte:
Die Matratze (schwer) herunterhieven. Die Latten rausnehmen. Das Elend
bestaunen: eine Mischung aus mumifizierten Tausendfüßlern, Spinnennestern,
Katzenhaaren und Insektenkacke. Dann die Kästen nach einem System, das mich an
Rubiks Würfel erinnerte, herausziehen. Ich musste die Position der restlichen
Möbel im Zimmer verändern, um das Extrabett zu verrücken, so dass ich den blockierten
Kasten rausziehen konnte. Ich musste ja zum Saubermachen die ganze Bodenfläche
frei kriegen. Alles abwischen, unten, oben hinten, mehrmals. Dann Rubiks Würfel
wieder zurücksetzen und die andere Lade rausziehen. Wieder alles wischen.
Der Spaß dauerte über
zwei Stunden. Ich legte die Latten wieder aufs Bettgestell und schleppte die
Matratze heran. In der Zwischenzeit wusch ich in der Waschmaschine
Matratzenschoner, Kopfkissen, Kopfkissenschoner, Bettwäsche. Insgesamt wusch
ich heute drei Maschinen, was hier die reine Freude ist, weil in der Sonne
alles so schnell trocknet und weil die Wäsche hinterher so gut duftet.
Hinterher hatte
ich das Gefühl, als hätte ich auch aus meinem Inneren Dreck von mehreren Jahren
weggeräumt.
Dann machte ich
eine Mischung aus Olivenöl und Zitronensaft (beides aus Eigenproduktion) und
rieb die Vorderfront des Betts damit ein. Da ich noch etwas übrig hatte,
behandelte ich auch den Ess- (Schreib-, Arbeits-) tisch damit. Wenn ich den
Boden wische, nehme ich immer Soda, etwas Essig und einen Spritzer Spülmittel
ins Wasser. Für Badezimmer-Armaturen die gleichen Zutaten.
Nach etwa fünf
Stunden war ich heute mit der Putzerei fertig und ziemlich erledigt. Aß etwas,
stellte mich unter die Dusche. In der Dusche habe ich nur eine reine
Olivenseife, mit der ich mir auch die Haare wasche, und eine Flasche Essig, mit
der ich meine Haare nach dem Waschen ausspüle. Ich verwende schon seit Jahren
kein Shampoo mehr.
Das war ein
kleiner Einblick in meine Haushaltstätigkeiten. Hole jetzt die letzte Fuhre Wäsche
aus dem Keller und fahre zu meinem täglichen Bad ans Meer.
(Abends)
Das Wasser im
Meer war trüb heute, aber warm. Am Himmel zogen sich Wolken zusammen.
Danach ein Tanzworkshop,
bei dem wieder die Musik Probleme bereitet hat (wir wissen jetzt auch warum:
Zoom ist für die menschliche Sprache konzipiert und wird von Musik überfordert).
Jetzt auf dem Bett. Caesarion hat seine Tablette bekommen.
Abendessen:
Kartoffelfladen mit Feta. Krautsalat mit Oliven und Petersilie. Eine griechische
1.Mai-Nachspeise, die mir U gegeben hat: gemahlene Mandeln und Zucker und
Milch.
Am Nachmittag,
nach einem kurzen, angestrengten Schlaf, machte ich mir einen griechischen
Kochkaffee, zum ersten Mal, seit ich hier bin. Ein sommerliches Gefühl.
Sommererinnerungen. Unsere ersten Reisen nach Griechenland. Kalymnos. Chios.
Athen. Mytilini. Als wir noch zusammen verreisten. Heute ist meistens eine von
uns zu Hause. Ich liebe es, allein zu verreisen, ohne Frage, aber die
Erinnerungen sind auch ein wenig nostalgisch.
Punxy und Cleo
sind so verspielt. Man könnte nicht glauben, dass sie schon fortgeschrittenen
Alters sind. Sogar, wenn Punxy alleine im Haus ist, erfindet sie immer
irgendwelche Vergnügungen für sich, kämpft mit dem Teppich, versteckt sich vor
mir, klettert in Papiertüten, rast die Leiter hoch und wieder runter. Caesarion
ist an diesen Spielen nie beteiligt, im Gegensatz zu Cleo, die seine Mutter
ist. Cleo und Punxy spielen Fangen, sie verstecken sich voreinander und dann
schießt eine hinter einer Ecke oder unter dem Bett hervor, um die andere zu
erschrecken, sie ringen und hauen mit den Tatzen nacheinander, aber nur in
einem gleichberechtigten Spiel. Sie sind wie Katzenjungen, Ich habe heute nach
dem Putzen darüber nachgedacht, die Teppiche zusammenzurollen und nach oben zu
bringen, aber ich konnte es nicht tun, weil sie ja Punxys und Cleos liebstes
Spielzeug sind, neben den Schraubverschlüssen der Milchverpackungen.
Habe jetzt B. Travens
Roman "Die Carreta" ausgelesen. Er hat mich insgesamt dann doch sehr
berührt, sehnsüchtig gemacht nach Einfachheit und gleichzeitig wütend auf die
Menschen. Warum folgen wir immer unserer Gier, unserer Lust auf Macht? Woher
kommen Brutalität, Herzlosigkeit, Heuchelei? Warum können wir nicht unseren
einfachen Gefühlen folgen, warum trüben wir unsere innere Klarheit?
Einen
Nachtfalter, der auf dem Boden lag und hilflos mit dem Flügeln schlug, habe ich
heute nach einem missglückten Rettungsversuch getötet. Ich bin immer wieder
erstaunt von dem Lebenswillen aller Lebewesen. Was geht in einer Ameise vor,
die sich weigert, auf eine Schaufel zu klettern, die ich ihr in den Weg stelle
(um sie nach draußen tragen zu können)? Leidet der Nachtfalter, der nicht mehr
fliegen kann? Und die Maden, die an den Wänden der Komposttonne hochkriechen,
um an die Luft zu kommen, ins Freie, fühlen die sich in einem Alptraum
eingesperrt?