Selig lausche ich dem Gurgeln des Espressokochers.
Selig lege ich einen Stapel Bücher auf den Tisch.
Ich lasse mich nieder im Bodenlosen.
"Sometimes there's so much beauty in the world I feel like I can't take it, like my heart's going to cave in." (Ricky Fitt in "American Beauty")
Freitag, 30. September 2011
Donnerstag, 29. September 2011
Mittwoch, 28. September 2011
wie es ist
septembernachmittag: ich sitze im garten
ich trinke tee und esse kuchen
und denke über etwas nach
was ich am radio gehört habe
eine dichterin wurde gefragt
ob sie vorhat zu bleiben wo sie ist
ein platz an dem sie geboren wurde
und wo sie seitdem gelebt hat
ja antwortete die dichterin
(man hörte sie ins mikrofon lachen)
natürlich sagte sie bleibe ich
ich habe keine andere wahl
manches was ich schreibe
ruft einen wunsch in mir hervor
mich zu erbrechen sagte sie auch
aber anderes hinterlässt ein gutes gefühl
und dann: ich schreibe für mich selber
also ist das was ich schreibe
jedenfalls für einen menschen gut
und das reicht eigentlich
selbst habe ich nie vorgehabt
da zu bleiben wo ich gerade bin
aber ich kenne die übelkeit
und auch das gute gefühl kenne ich
und plötzlich habe ich große lust
alles einfach so zu sagen wie es ist
auch wenn ich mir nicht immer
ganz sicher bin wie es eigentlich ist
Bist du das?
Bist du das? fragte er.
Er saß auf der Bettkante, und ich ging vor ihm in die Hocke.
Sein Gesicht war ganz dicht vor dem meinen. Er hatte sich verändert, war breiter geworden, aber ich erkannte ihn trotzdem sofort.
Ich wollte nicht, dass er glaubte, ich hätte diesen Besuch geplant. Ich war wirklich rein zufällig vorbeigekommen und hatte plötzlich seine Stimme aus einem kleinen Lautsprecher gehört.
Bloß wo war die Frau, mit der er gerade gesprochen hatte? War es nicht sogar ein Streit gewesen?
Er sah mich erschöpft an und sagte, es ist gut, dass du kommst. Du kommst genau im richtigen Augenblick.
Hausaufgabe
What is lovingkindness?
What is compassion?
What is joy?
What is equanimity?
Formuliere es mit deinen eigenen Worten!
What is compassion?
What is joy?
What is equanimity?
Formuliere es mit deinen eigenen Worten!
Montag, 26. September 2011
Das Monster
(An manchen Tagen schaut man in den Spiegel und sieht ein Monster. Man schaut kurz weg und dann wieder hin: immer noch das gleiche Monster. Man rückt den Spiegel zurecht, stellt sich in einem anderen Winkel hin: nichts zu machen, das Monster ist immer noch da. Es bleibt einem nur eine Möglichkeit: sich mit dem Monster bekannt machen, vielleicht sogar mit ihm Freundschaft schließen.)
Samstag, 24. September 2011
So ein Traumleben
Ich sage zu ihr, ich muss jetzt mein Buch nehmen und einen Satz unterstreichen, und ich nehme mein Buch vom Tisch und blättere ein wenig, bis ich die Stelle finde, an die ich denke, und dann nehme ich einen Bleistift und unterstreiche die Stelle und halte das Buch so, dass sie es lesen kann. Sie liest den Satz, und dann versetzt sie mir mit ihrer Faust einen kleinen Hieb in meine rechte Seite, und ich nehme das als ein Zeichen dafür, dass der Satz sie freut.
Der Satz lautet: „I just want you to know that you’re very special.“
Donnerstag, 22. September 2011
Touching that soft spot
In each of us, there's a lot of softness, a lot of heart. Touching that soft spot has to be the starting place.
(Pema Chödrön: When Things Fall Apart. Heart Advice For Difficult Times)
(Pema Chödrön: When Things Fall Apart. Heart Advice For Difficult Times)
Mittwoch, 21. September 2011
Vogeltod
Heute wollte ich mutig sein und dem kleinen Vogel, der zitternd und mit gebrochenem Hals auf der Türmatte lag, sein Leiden verkürzen. Ich trug ihn nach draußen, legte ihn auf einen Stein, nahm einen Hammer und schlug ihm auf den Kopf, der ohne einen Widerstand zerbrach. Der Vogel zuckte noch ein paar Mal, bevor er endlich regungslos dalag. Weinend begrub ich ihn, weinend saß ich ein paar Minuten lang auf einem Gartenstuhl, diesen kleinen flaumenweichen Tod betrauernd.
Dienstag, 20. September 2011
es war wirklich eine seltsame nacht
als meine schwester meine schnürsenkel so grob band
meine bunten schnürsenkel zu einem unförmigen knoten
meine bunten schnürsenkel zu einem unförmigen knoten
auf meinen turnschuhen - und ich durfte nicht
mit dem computerspiel spielen, das ich bekommen hatte
durfte mir nicht den durchsichtigen plastikhelm aufsetzen
ich sollte nach zwei mördern suchen flüsterte sie in mein ohr
"willst du dich nicht endlich nützlich machen"
welche mörder fragte ich - bekam aber keine antwort
mit dem computerspiel spielen, das ich bekommen hatte
durfte mir nicht den durchsichtigen plastikhelm aufsetzen
ich sollte nach zwei mördern suchen flüsterte sie in mein ohr
"willst du dich nicht endlich nützlich machen"
welche mörder fragte ich - bekam aber keine antwort
Montag, 19. September 2011
Donnerstag, 15. September 2011
mehr von inger christensen
livet, luften vi indånder findes
en lethed i alt, en lighed i alt,
en ligning, et åbent bevægeligt udsagn
i alt, og mens træ efter træ bruser op i
den tidlige sommer, en lidenskab, lidenskab
i alt (...)
das leben, die luft die wir einatmen gibt es
eine leichtigkeit in allem, eine gleichheit in allem,
eine gleichung, eine offen bewegliche aussage
in allem, und während baum um baum hinaufbraust in
den frühen sommer, eine leidenschaft, leidenschaft
in allem (...)
See sep 14, 2010
Dienstag, 13. September 2011
Da Bleiben
There comes a time when the bubble of ego is popped and you can’t get the ground back for an extended period of time. Those times, when you absolutely cannot get it back together, are the most rich and powerful times in our lives.
– from Shambhala Mountain Center’s Learning to Stay, 2003 (Pema Chödrön)
– from Shambhala Mountain Center’s Learning to Stay, 2003 (Pema Chödrön)
eddiken findes
den herbst gibt es; den nachgeschmack und das nachdenken
gibt es; und das insichgehn gibt es; die engel,
die witwen und den elch gibt es; die einzelheiten
gibt es, die erinnerung, das licht der erinnerung;
und das nachleuchten gibt es, die eiche und die ulme
gibt es, und den wacholderbusch, die gleichheit, die einsamkeit
gibt es, und die eiderente und die spinne gibt es,
und den essig gibt es, und die nachwelt, die nachwelt
Engel (Rembrandt) |
efteråret findes; eftersmagen og eftertanken
findes; og enrummet findes; englene,
enkerne og elsdyret findes; enkelthederne
findes, erindringen, erindringens lys;
og efterlyset findes, egetræet og elmetræet
findes, og enebærbusken, ensheden, ensomheden
findes, og edderfuglen og edderkoppen findes,
og eddiken findes, og eftertiden, eftertiden
(Aus: Inger Christensen, Alphabet)
die wunderbare Inger Christensen, wie ich sie vor einigen Jahren in Berlin sah und aus Alphabet lesen hörte |
Montag, 12. September 2011
Samstag, 10. September 2011
Donnerstag, 8. September 2011
Der große Körper der Abwesenheit
Mittwoch, 7. September 2011
Freitag, 2. September 2011
Admit what you're feeling
Ich fand eine alte Nachricht heute. Ich hielt sie in der Hand, las sie durch, faltete sie dann mehrmals hart und legte sie in ein Buch. Dann nahm ich sie noch einmal hervor, las sie noch einmal. Obwohl ich sie schon so oft gelesen habe und schon lange auswendig kann, las ich noch einmal jedes Wort langsam und sorgfältig, als könnte ich auf diese Weise begreifen, was geschehen ist und jetzt noch mit mir geschieht, aber ich begriff nichts, fühlte nur, wie weh es mir tat, diese alte Nachricht zu finden, die mich damals so froh machte. Wie einen Gruß aus einer Welt, die damals lebendig war und warm, die jetzt aber tot ist.
Donnerstag, 1. September 2011
Die verliebte Elster
Eine Elster war in einen Grauspatzen verliebt und lud ihn zum Nachmittagskaffee ein. Dazu hatte sie einen Apfelkuchen gebacken.
Am nächsten Tag stahl sie das Tagebuch des Grauspatzen und las: „War bei der Elster zum Kaffetrinken eingeladen. Es gab Apfelkuchen.“
„War kein Apfelkuchen! War kein Apfelkuchen!“, schrie die Elster, aus Angst, ihre Gefühle zu verraten.
Am nächsten Tag stahl sie das Tagebuch des Grauspatzen und las: „War bei der Elster zum Kaffetrinken eingeladen. Es gab Apfelkuchen.“
„War kein Apfelkuchen! War kein Apfelkuchen!“, schrie die Elster, aus Angst, ihre Gefühle zu verraten.
auch Elstern haben ein Herz |
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