bis 1980: Vierzimmerwohnung, fünf Personen. Blick auf Garagen, Parkplätze.
1980-1982: Dreizimmerwohnung, drei Personen. Blick auf Garagen.
1982-82: Dreizimmerwohnung, sieben Personen. Kein Blick. Rotwein. Saxophon.
1983-84: Zweizimmerwohnung, eine Person. Blick auf Güterbahnhof. Ölheizung. Beuys an der Decke.
1984-85: Eineinhalbzimmerewohnung, eine Person. Hinterhof-Parterre. Außenklo, Kachelofen.Kaffeemaschine am Bett.
1985-86: Zweizimmerwohnung, vierter Stock, zwei Personen. Dusche in der Küche. Im Brot steckt ein Messer.
1986-87: Sechszimmerwohnung, sechs Personen. Fotolabor. Haushaltskasse. DDR-Flagge in der Küche. Rausschmiss.
1987-88: Vierzimmerwohnung, vier Personen, Alpaka-Pullover. Zweizimmerwohnung, eine Person, Lady-Geschirrspülmaschine. Besetztes Haus, unzählige Personen. Dreizimmerwohnung, vier Personen, ein Schweinekopf aus Ton.
1988-89: Keine Wohnung. Reise. Verschiedene Betten. Verschiedene Sprachen. Durchfall.
1989: Unterschlupf: Umzug in ein anderes Land: Einzimmerwohnung, zwei Personen. Umzug nach Deutschland: Fünfzimmerwohnung, fünf Personen, davon zwei Helden. Einzimmerwohnung, eine Person und kurzzeitig zwei Polizisten. Unterschlupf: Dreizimmerwohnung, zwei aufwärtsstrebende Personen und ich.
1989-90: Umzug. Einzimmerwohnung, eine Person. Es regnete durch die Decke. Zentralheizung, eigenes Bad, fließend heißes Wasser. Blick auf Hinterhof.
1990: Umzug in eine andere Stadt. Einzimmerwohnung, eine Person. Badezimmer. Espressomaschine. Unruhige Nächte.
1990/91: Umzug in ein anderes Land. Einzimmerwohnung, eine Person. Schwarzweißfernseher. Schnee. Ein Messer, ein Teller, eine Tasse. Unterschlupf: Einzimmerwohnung, zwei Personen. Balkon. Schreibmaschine.
1991-1995: Umzug nach Deutschland. Einzimmerwohnung, eine Person. Es regnete durch die Decke. Zentralheizung, eigenes Bad, fließend heißes Wasser. Kurzzeitig zwei Personen. All die verwirrten Jahre.
1996-97: Umzug in ein anderes Land. Ein Zimmer und Klo, eine Person. Blick aufs Meer, auf Eis, das nie schmilzt. Blutstropfen. Unterschlupf: Einzimmerwohnung, zwei Personen. Umzug: Dreizimmerwohnung möbliert, zwei Personen. Eichhörnchen vor dem Fenster. Blick auf die Rückseite des Supermarkts.
1997-1998: Umzug: Zweizimmerwohnung, zwei Zimmer. (Das schlimmste Jahr von allen.)
1998-2001: Umzug in ein anderes Land. Unterschlupf. Zweieinhalbzimmerwohnung, zwei Personen und ein Berg Vergangenheit. Drei Monate lang in Deutschland: Haus im dunklen Park, eine Person und zahlreiche Gespenster. Nächtliche Stürme. Erdbeben. Muffins. Maultaschen. Hitzewelle.
2000: Ein halbes Jahr in Deutschland: Dorf, Schafe, Verrückte. Künstler. Jeden Sonntag ins Hallenbad. Bach-Kantaten.
2001: Umzug nach Deutschland: Drei Monate Untermiete. Vierzimmerwohnung, drei Personen, davon ein Kind, fünf Jahre alt, Kachelofen. Drei Monate Untermiete. Sechszimmerwohnung, sechs Personen plus eine Katze namens Gräfin. Dachterrasse und Michelle. Umzug. Vierzimmerwohnung, vier Personen. Dachterrasse. Nachtwächterdienst. Ein Leben auf Zehenspitzen.
2003: Ein halbes Jahr auf dem Land: Dorf, Schafe, Verrückte. Säufer. Zwei Zimmer und Bad. Eine Gemeinschaftsküche für drei Personen und eine Haushälterin und eine Mäusefamilie. Marmelade einkochen, Brot backen, Hollundersaft machen. Jeden Tag am Fluss entlang rennen.
2005: Fünf Monate auf dem Land: Haushälfte, eine Person, ein Auto, hin und wieder drei Katzen. Russische Komponisten. Umzug in ein anderes Land. Zweieinhalbzimmerwohnung, zwei Personen. Umzug. Seitdem Dreizimmerwohnung, zwei Personen, zwei Katzen, acht Fotoapparate.
Muss ich in meinem Leben noch einmal umziehen, um zu beweisen, dass ich
flexibel und anpassungsfähig bin?
"Sometimes there's so much beauty in the world I feel like I can't take it, like my heart's going to cave in." (Ricky Fitt in "American Beauty")
Montag, 30. Juli 2007
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2 Kommentare:
Wem solltest du beweisen muessen, dass du flexibel und anpassungsfaehig bist?
Was hat dich dazu gebracht, gerade jetzt an all die wohn-plaetze und umzuege zu denken?
In Frankreich hat die cola zucker, nicht suessstoff, und wird in dosen verkauft, nicht in flaschen.
(Vielleicht wie ein Sammler seine Sammlung anschaut: weil er spüren will, dass es ihn gibt?)
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