"Sometimes there's so much beauty in the world I feel like I can't take it, like my heart's going to cave in." (Ricky Fitt in "American Beauty")
Samstag, 28. April 2012
Es war an einem Tag im April
Die Katzen schliefen. Eine Nachbarin, die in einen türkisblauen Frottee-Overall mit Kapuze gekleidet war, stapelte Holzbretter auf dem Hinterhof, und ihr kleiner struppiger Hund sah ihr dabei zu.
Donnerstag, 26. April 2012
Schon wieder
Ja, schon wieder träumte ich von dir.
Du sagtest, es habe dir so gut getan, dass er dir während des Sommers Aufmerksamkeit schenkte. Ich stellte ihn mir vor wie einen sehr jungen Mann mit einer Mütze aus Papier.
Du sagtest, es habe dir so gut getan, dass er dir während des Sommers Aufmerksamkeit schenkte. Ich stellte ihn mir vor wie einen sehr jungen Mann mit einer Mütze aus Papier.
Mittwoch, 25. April 2012
Jemanden zu lieben
"Jemanden zu lieben war ein Wagnis, die Muschel öffnete ihre Schale, die Katze
legte sich auf den Rücken, man wollte dabei ungeschoren davonkommen. Man liebte
und wurde verletzlich, schon eine Stecknadel riss tiefe Wunden, man stülpte das
Innerste nach außen unter der Bedingung, dass der andere ebenso verletzlich war
wie man selbst. Schmerz wurde mit Schmerz vergolten, das war die Warnung, beide
mussten sich vor den Konsequenzen des Verrats im selben Maß fürchten.
Andernfalls war diese ungeheuerliche Entblößung des Herzens nicht zu
verantworten. Einseitigkeit war lebensgefährlich, hier ging es um ein exaktes
Gleichmaß der Schwäche. Und Liebe war nichts anderes als wunderbare, köstliche,
schreckliche Schwäche. Man wurde erpressbar, verführbar, war leicht zu
täuschen, hielt Augen für das Zentrum des Kosmos, und Worte kamen Organen
gleich, ohne die man nicht leben konnte. Übertreibung war das tägliche Brot,
Enttäuschung die Suppe, in die man das Brot tunkte. In etwas derartig
Verrücktes durfte man sich nicht hineinbegeben. Nur wenn beide verrückt waren,
verlor man nicht den Verstand."
Aus Linus Reichlin: "Er"
legte sich auf den Rücken, man wollte dabei ungeschoren davonkommen. Man liebte
und wurde verletzlich, schon eine Stecknadel riss tiefe Wunden, man stülpte das
Innerste nach außen unter der Bedingung, dass der andere ebenso verletzlich war
wie man selbst. Schmerz wurde mit Schmerz vergolten, das war die Warnung, beide
mussten sich vor den Konsequenzen des Verrats im selben Maß fürchten.
Andernfalls war diese ungeheuerliche Entblößung des Herzens nicht zu
verantworten. Einseitigkeit war lebensgefährlich, hier ging es um ein exaktes
Gleichmaß der Schwäche. Und Liebe war nichts anderes als wunderbare, köstliche,
schreckliche Schwäche. Man wurde erpressbar, verführbar, war leicht zu
täuschen, hielt Augen für das Zentrum des Kosmos, und Worte kamen Organen
gleich, ohne die man nicht leben konnte. Übertreibung war das tägliche Brot,
Enttäuschung die Suppe, in die man das Brot tunkte. In etwas derartig
Verrücktes durfte man sich nicht hineinbegeben. Nur wenn beide verrückt waren,
verlor man nicht den Verstand."
Aus Linus Reichlin: "Er"
Mittwoch, 18. April 2012
Dienstag, 10. April 2012
Montag, 9. April 2012
Zwei Minuten
"Ich werde jetzt rastlos", sagte sie. "Ich muss jetzt zwei Minuten lang in mein Instrument blasen. Und du schreibst jetzt."
Sie holte ihren kleinen Klarinettenrucksack hervor, setzte die Klarinette zusammen, feuchtete die hölzerne Zunge an. Auf dem Herd stand die Espressokanne und brodelte. Ihre Küche war außerdem noch Musikzimmer und Wohnzimmer. Ein Küchenschrank war zum Notenschrank umfunktioniert, an der Wand stand ein Klavier und auf einem Bartisch, der in den Raum hineinragte, das Mischpult und ein Mikrofon. Auf dem niedrigen Tisch waren noch die Reste unseres Frühstücks, ich saß in einem Sessel, die Katze Önskan auf meinem Schoß. Sie drückte mir ein blaues Papier und einen Stift in die Hand.
"Ich kann nicht", sagte sie.
"Schreib", sagte sie.
Als sie gegangen war, um ihre kleine Tochter abzuholen, räumte ich ab, stellte das Essen in den Kühlschrank, spülte das Geschirr. Dann setzte ich mich wieder in den Sessel und schrieb.
"Schreib", hatte sie gesagt, bevor sie die Tür hinter sich zuzog.
Es war lange her gewesen, dass jemand mir eine Gemeinsamkeit anbot, in der jeder das tat, was er eigentlich tun wollte.
Wir versprachen uns beim Abschied, von jetzt an jeden Tag mindestens zwei Minuten der Tätigkeit zu widmen, für die wir auf der Welt waren.
"Shit", sagte sie noch, "ich hab dich wirklich vermisst."
Sie holte ihren kleinen Klarinettenrucksack hervor, setzte die Klarinette zusammen, feuchtete die hölzerne Zunge an. Auf dem Herd stand die Espressokanne und brodelte. Ihre Küche war außerdem noch Musikzimmer und Wohnzimmer. Ein Küchenschrank war zum Notenschrank umfunktioniert, an der Wand stand ein Klavier und auf einem Bartisch, der in den Raum hineinragte, das Mischpult und ein Mikrofon. Auf dem niedrigen Tisch waren noch die Reste unseres Frühstücks, ich saß in einem Sessel, die Katze Önskan auf meinem Schoß. Sie drückte mir ein blaues Papier und einen Stift in die Hand.
"Ich kann nicht", sagte sie.
"Schreib", sagte sie.
Als sie gegangen war, um ihre kleine Tochter abzuholen, räumte ich ab, stellte das Essen in den Kühlschrank, spülte das Geschirr. Dann setzte ich mich wieder in den Sessel und schrieb.
"Schreib", hatte sie gesagt, bevor sie die Tür hinter sich zuzog.
Es war lange her gewesen, dass jemand mir eine Gemeinsamkeit anbot, in der jeder das tat, was er eigentlich tun wollte.
Wir versprachen uns beim Abschied, von jetzt an jeden Tag mindestens zwei Minuten der Tätigkeit zu widmen, für die wir auf der Welt waren.
"Shit", sagte sie noch, "ich hab dich wirklich vermisst."
Freitag, 6. April 2012
Wollen wir spielen?
"Bist du noch hier, wenn ich zurück komme", fragt das kleine Nachbarmädchen.
"Ich muss mir was Wärmeres anziehen. Aber dann möchte ich mit dir spielen."
"Ich muss mir was Wärmeres anziehen. Aber dann möchte ich mit dir spielen."
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