Freitag, 24. Februar 2017

Es wird Abend am Herzbuckelweg

Heute habe ich in meinem blauen Buch alles durchstreichen dürfen, was ich mir für den heutigen Tag vorgenommen habe:

- ein Regalbrett abstauben
- 10 Minuten am Pullover arbeiten
- nachschauen, wie viel Geld ich noch habe

Und jetzt ist es Zeit, ins Bett zu gehen und wieder zu träumen, um zu begreifen, wo ich herkomme, wo ich hingehe (vielleicht auch: wo ich mich gerade befinde).

(Unterdessen verbringt der französische Künstler Abraham Poincheval 7 Tage in einem Stein.)

Samstag, 18. Februar 2017

Heimkehr nach langer Abwesenheit

Immer noch ist es wie Heimkommen. Am Herzbuckelweg darf ich sein.

1. Am Herzbuckelweg gibt es z.B. keinen Widerspruch zwischen der Herstellung von Sauerteigbrot, fermentiertem Tee, Waschnuss-Sud und dem Lesen von "It can't happen here" von Sinclair Lewis.

2. Am Herzbuckelweg wird gelesen, geköchelt, geschrieben und gezweifelt.

3. Am Herzbuckelweg steht oft ein halb ausgepackter Koffer herum, in dem fast immer eine zusammengerollte Katze liegt.

4. Am Herzbuckelweg ist die Luft plötzlich schön kühl, und es läuft fast immer irgendjemand über den Hinterhof, der in ein Telefon spricht.

5. Am Herzbuckelweg ist immer Aufbruchs- und Heimkehrstimmung zugleich, hier halte ich es aus, weil ich weiß, dass ich schon bald wieder wegfahre.

6. Am Herzbuckelweg spielt es eigentlich keine Rolle, dass die Zeit vergeht oder sich in die Länge zieht, hier gibt es keinen Anfang, kein Ende, eigentlich geht es nicht, am Herzbuckelweg Zeit zu vergeuden.

7. Der Herzbuckelweg verzeiht mir, wenn ich zwischendurch vergesse, dass es ihn gibt.

Es ist möglich, gleichzeitig am Herzbuckweg zu sein und ganz woanders

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...