Mittwoch, 20. Februar 2013

Das Leben macht grade Spaß

Ich habe den Tag mit Malen, Griechischlernen, Schreiben, Spazierengehen (mit Hund), Baden (im Meer), Essen und Sauerteigbrot-Vorbereiten verbracht. Ich habe meditiert und Yoga gemacht. Ich habe mit Freunden Tee getrunken und Kardamon-Hefeteilchen gegessen. Ich habe einen Termin beim Arzt vereinbart und das Gemüsefach in meinem Kühlschrank ausgewaschen. Ich habe ein paar Seiten der Iliade angehört und über Iphigenie nachgelesen. Ich war mit meinen Katzen im Hof und habe mindestens zweimal abgespült. Ich fand, dass es Narziss Recht geschieht, dass er dazu verdammt wird, auf ewig sein Spiegelbild zu betrachten. Schließlich hat er die Liebe Echos verschmäht. Beide vergehen, schwinden dahin. Er wird zur Narzisse. Sie wird zum Echo.



Montag, 18. Februar 2013

Angstloch


Dieser Moment gestern, als ich vor einer Gruppe saß, die darauf wartete, dass ich irgendetwas sagte, und ich einfach immer tiefer in ein Loch hinabsank, in dem kein Wort, kein Gedanke, nicht einmal ein Gefühl existierte (außer dem dringenden Wunsch, ganz woanders zu sein)...

Freitag, 8. Februar 2013

Warum ich gern in der Nacht Zug fahre

Die rauhe Nacht, das Rumpeln, ein freundlicher Schaffner, das Gefühl, von einem schicksalshaften Zufall zusammen in dieses Abteil geworfen zu sein. Das beinah Tierhafte, die Abwesenheit von Rollen, Masken. Jeder schläft, schreckt wieder auf, schläft wieder ein, qualvoll verdreht. Füße berühren einander, Atemzüge vermischen sich, die Welt fliegt vor dem Fenster vorbei. Dann wieder steht der Zug lange irgendwo im Dunkeln, unbegreiflich, ohne dass etwas geschieht, ohne dass man weiß, wo er sich befindet. Am Morgen findet man sich langsam und mühsam wieder, setzt sich zusammen, wünscht seinem Gegenüber einen guten Morgen, sammelt sich, geht wacklig hinaus auf den Gang, wäscht sich das Gesicht. Man ist seinen Mitreisenden irgendwie näher gekommen, verabschiedet sich aber auch leicht. Wenn man im Speisewagen sitzt, Kaffee trinkt und ein Croissant isst, ist man schon wieder zurück in der Welt der scharfen Linien. Die Speisewagenschaffnerin arbeitet widerwillig und mürrisch, ein Amerikaner fragt sie, ob sie "angry" sei, aber sie kann ihm nur antworten, wo er Milch und Zucker findet.

(Und das Geräusch des Öffnens und Schließens der Abteiltüren, die Schritte im Gang, das Schlagen von Gepäck gegen die Abteilwände, wenn der Zug gerade in einen Bahnhof eingefahren ist, alte Fahrgäste aus- und neue zusteigen.)

Kurz vor der Abfahrt des Zuges in Frankfurt kam ein Mann an die Abteiltür und sagte auf englisch, es fehlten ihm noch etwa 20 € für seine Fahrkarte nach Budapest. Er zeigte den Fahrplan für einen Zug, der in 40 Minuten abgehen sollte und das Geld, das er bereits hatte, etwa 140 €. Ich gab ihm drei €, fühlte mich geizig, und gleichzeitig dachte ich, dass er mir wahrscheinlich eine Flunkergeschichte erzählte. Die drei € waren für den Fall, dass es doch keine Flunkergeschichte war und dass er einige Leute wie mich brauchte, die so taten, als glaubten sie ihm.

Dienstag, 5. Februar 2013

Rosa Gesicht

Erinnerung an die Zeit vor der Einschulung, als ich mich anstrengte, mit meiner Hand über meinen Kopf das Ohr zu berühren.

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...