Mittwoch, 12. September 2012

Der Mann, der gekommen war, um mich zu töten

Der Mann, der gekommen war, um mich zu töten, war eigentlich kleiner als ich und wohl auch schwächer. Ich wusste genau, was er geplant hatte, sagte es sogar ("Sie wollen mich umbringen") und strich ihm über den Kopf mit dem schütteren Haar. Wir waren sehr freundlich zueinander, ich fragte mich bloß, wann er seinen Plan in die Tat umsetzen würde. Ich weiß nicht mehr, ob er einen Auftrag hatte und von wem und woher ich eigentlich wusste, weshalb er gekommen war. Ich wehrte mich jedoch ein wenig zu früh und irgendwie auch halbherzig, als glaubte ich nicht, dass es ihm wirklich ernst war oder dass ich dieser Situation nicht irgendwie entkommen würde können. Es gelang ihm also ohne große Mühe, eine Schnur um mein Handgelenk schlingen und mich damit am Stuhl festzuzurren. Ich kann noch die raue Schnur spüren und wie er sie um mein Handgelenk zuzog. In dem Augenblick wusste ich, dass ich ihm ausgeliefert war, dass er jetzt tun würde, was er zu tun gekommen war.

(Und dann wachte ich natürlich auf.)


Donnerstag, 6. September 2012

Tastende Schritte im Dunkeln

‎"Und meine Reisen in China haben wahrhaftig wenig Bedeutung verglichen mit den tastenden Schritten im Dunkeln vom Bett zur Küche, auf der Suche nach einem Glas Wasser." 

(Ennio Flaiano)

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...