Dienstag, 28. Juni 2011

Erzähle es!



auf links gedreht
 
"Es gibt nichts zu erzählen. Erzähle es!"

"Ich muss mich selber rückwärts lesen. (Mein Leben wie ein auf links gedrehter Pullover.)"


At times, the universe is pregnant by me,
at times I give birth to it.
The milestone in my life
is the nowhereness,
I don't fit anywhere else.
...This is me:
a rogue and a drunkard,
easy to spot
in the tavern of Lovers.
I am the one shouting hey ha. ~Rumi

Samstag, 25. Juni 2011

Ich erinnere mich, bloß warum ausgerechnet daran

outi heiskanen: on the ferry, 1976
Ich erinnere mich an die Fähre, meinen Strohhut, der davonsegelte. Ich erinnere mich an den Schnee, an einen Akkordeonspieler vor dem Eingang der U-Bahn, ich erinnere mich, dass ich rannte. Ich erinnere mich, dass mein Gesichtsausdruck auf den Fotos, die aus dem Schlitz des Fotoautoaten kamen, mich erschreckte. Ich erinnere mich an lange Schlangen auf dem Postamt, an mein apathisches Warten. Ich erinnere mich an den Vormittag, an dem ich durch das Schneetreiben lief, treppauf, treppab. Ich kaufte mir eine kratzige, handgestrickte Wollmütze. Ich erinnere mich, dass ich sehr viel weinte. Ich erinnere mich an das Eichhörnchen vor dem Fenster, grau, an die Männer, die an einem Frühlingstag einen Baum fällten. Ich erinnere mich an meinen Versuch, all dem einen Sinn zu geben, an den Balkon, auf dem ich stand und rauchte. An einem sonnigen Wintertag, an einem verregneten Herbsttag, an einem kühlen Frühlingstag. Der Vorortszug, in dem die Menschen sich drängten. Ich erinnere mich an das Mädchen, das sich, eingeklemmt zwischen den anderen Passagieren, versuchte zu schminken. Ich erinnere mich an die Lautsprecherdurchsage, die uns vor dem Glatteis auf dem Gleis zu warnen versuchte. Ich erinnere mich an Cafés, in denen die Zimtschnecken so groß waren, dass sie über den Tellerrand hingen. Ich erinnere mich daran, wie wir eingehüllt in Decken auf der Veranda eines Cafés in der ersten Frühlingssonne saßen und in hohen Teegläser rührten. Ich erinnere mich an Stühle, die in Bäumen hingen, an ein riesiges Nest aus Zweigen, in das ich mich hineinlegen konnte, zusammengerollt wie eine Katze. Ich erinnere mich an Spaziergänge auf dem Eis, an Ausflüge mit den Skiern noch im April, an die lange Kette von Menschen, die ständig über das Meer lief. Ich erinnere mich an das Zimmer, so klein, dass ich das Geschirr in dem kleinen Waschbecken auf der Toilette spülte und dann auf dem Klodeckel zum Trocknen ablegte. Ich erinnere mich an Geräusche aus der Nachbarwohnung, zwei Liebende, deren Liebeslaute bis lang in den Vormittag hinein in meine Wohnung drangen und in alles, was ich zu schreiben versuchte.

Montag, 20. Juni 2011

Drei Tagesbilder



Es wird allmählich dunkel vor dem Fenster,
und ich suche in meinem Gedächtnis nach drei Bildern,
mit denen ich diesen Tag zusammenfassen kann:

Dein hellgelber Sommerrock am frühen Morgen.
Die Möwen im Sturzflug vor dem Fenster
(und davor die Freundin auf dem Sofa, lachend, weinend, dann wieder lachend).
Die mit Dingen vollgestopfte Wohnung der Toten.

Sonntag, 19. Juni 2011

Herz- und Magenwärmer


Manchmal ist es gut, sich aufs Wesentliche zu besinnen (nachdem ich den wunderbaren Film "Julie & Julia" gesehen habe, mit Meryl Streep in der Rolle von Julia Child).

Montag, 13. Juni 2011

In der Nacht um 3

Die Frösche quaken beim Auerbach. Der Biber baut wahrscheinlich weiter an seinem Damm. Ich gehe hinunter in die Küche und koche Wasser, das ich dann in kleinen Schlucken trinke, um den Klumpen in meinem Magen aufzulösen, der vom ungewohnten und ungewohnt vielen Essen herkommt. Ich öffne die Terrassentür und hoffe, dass die Katze kommt. Eine Weile bleibe ich stehen und schaue in den dunklen Garten, aber es ist keine Katze zu sehen. Dann gehe ich wieder die zwei Treppen hoch und lege mich ins Bett.

So viele hier haben in den letzten Tagen gesagt, dass ich mich verändert habe, zum Besseren hin, dass ich größer und breiter geworden bin, nicht im Äußern, sondern im Innern. Wie bin ich denn vorher gewesen, wundere ich mich, wie klein und schmal?

Freitag, 10. Juni 2011

Dienstag, 7. Juni 2011

Neue Lieblingsbeschäftigung

(während vor dem halbgeöffneten Fenster der Abendwind durch die Blätter raschelt, und mit einem Glas Weißwein auf dem Bauch): Jemandem vorlesen, von jemandem vorgelesen bekommen.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Alte Sachen

Umzug heißt, dass man alte Sachen findet, die man schon längst vergessen hatte, so wie diesen Kuhelch aus dem Jahr 1982 (Thurmayerstraße, Regensburg)



Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...