Freitag, 29. Februar 2008

Die Idee des Verirrens

"Die Idee des Verirrens ist mir ja etwas Schreckliches. Aber irgendetwas davon ist in jedem meiner Bücher vorhanden. Das Sich-Verirren in die Sprache. Und sich auch hingeben diesem Verirren, also sich der Sprache hingeben. Das ist, glaub ich, sehr wichtig."
(Friederike Mayröcker)

Lebensverirrungen Teil 1: Der Kauf einer Hundefelljacke in Kunming, China.

(Fortsetzung folgt, vielleicht)

Mittwoch, 27. Februar 2008

Drei Post-It-Zettel an meiner Wand...





Ich notierte mir heute die Fortsetzung des Dylan-Zitats:
"I don't know who I am most of the time. It doesn't even matter to me."

Dienstag, 26. Februar 2008

Mein Tagebuch

Ich verheimlichte meiner Therapeutin alle Einsichten, die ich in dieser Woche über mich gehabt hatte.
Dann ging ich in ein Café und versuchte zu schreiben.
Ein junger Mann kam die Treppe herunter und sagte: "Ich reise jetzt so viel wie möglich. Im Mai fahre ich nach Tansania." (Die Selbstgerechtigkeit in seiner Stimme: ER LEBTE, doch die anderen nicht!)
Die Bedienung kam und räumte das Geschirr weg.
Kaufte ein Buch über Bob Dylan, weil auf dem Buchrücken stand:
"I wake and I'm one person, and when I go to sleep I know for certain I'm somebody else."

Dialog:
"Wie schön du bist", sagte ich, als ich sie umarmte.
"Ach ja", sagte sie, "wie eine Dame."
"Nein, nicht wie eine Dame", sagte ich. "Du siehst hübsch aus."
"Manchmal denke ich, jetzt habe ich mich wieder wie eine Dame angezogen."
"Ganz und gar nicht", sagte ich. "Du siehst pfiffig aus."
"Pfiffig?", fragte sie.
"Nicht pfiffig, sagte ich, "das ist ein blödes Wort. Du siehst einfach gut aus."
"Ich finde, es klingt nett, wenn du das Wort sagst", sagte sie. "Pfiffich."
Sie sprach es mit 'ch' am Ende aus.

(Sie ist im selben Jahr geboren wie Bob Dylan.)

Montag, 25. Februar 2008

Alptraum

Ein lebendiger Alptraum heute auf dem Weg in die Arbeit: ich ging ein wenig zu spät los, weil ich zu Hause in eine Dattel getreten war und den Schuh abwaschen musste, musste dann noch tanken, hatte ein Baustellenfahrzeug vor mir auf der einspurigen Landstraße. Endlich angekommen, waren alle Parkplätze belegt, ich stellte mich auf einen Grünstreifen, nahm meine Tasche und ging los, sah dann doch einen, wenn auch sehr engen, Parkplatz, in den ich mich mit viel Mühe hineinzwängte. Kam acht Minuten zu spät.
"Macht doch nichts."
"Das sagst DU!!"

Samstag, 23. Februar 2008

Elf Arten der Einsamkeit

(Das ist der Titel eines Bands mit Short Stories von Richard Yates. Ich gestehe, dass ich gerade auf diese Art von amerikanischen Kurzgeschichten abfahre.)

Donnerstag, 21. Februar 2008

Das Wetter heute: Es mieselt

Das Besondere an den Carver-Storys: Das scheinbare Fehlen jeder Ambition im Erzählen, die kunstvolle Beiläufigkeit. Die Konzentration auf die scheinbar unbedeutendsten Details (der Teufel liegt in diesen Details!). Und immer ein Geheimnis, ein Abgrund, etwas Unerklärliches.

Dienstag, 19. Februar 2008

Im Café Hollandia

Eine russisch sprechende junge Frau mit kahl rasiertem Kopf pflückt mit ihren schwarz behandschuhten Fingern massenweise Zuckerwürfel aus der Silberschale.

Mittwoch, 6. Februar 2008

Hundert Meter von hier

Folgende Bücher liegen auf meinem Bett herum:
Dashiell Hammett: The Big Knockout
Raymond Carver: Frühe und späte Erzählungen

Kam gestern an dem Platz vorbei, wo letzte Woche ein Mann erschossen wurde. Ganz um die Ecke. Kinderbild: "Warum musstest du meinen Papa töten?" Grabkerzen, Blumensträuße, Bilder von dem Toten, ein ehemaliger Ringer, der mit plattgeschlagener Nase in die Kamera lächelt. Irgendeine kriminelle Bandengeschichte, der Mörder wartete auf der Straße auf ihn und schoss ins Auto. Da, wo ich beinah täglich vorbei gehe, zum Milchkaufen.

Hammett braucht nur wenige Worte, um die Trostlosigkeit zu beschreiben:
"The train from Belgrade set me down in Stefania, capital of Muravia, in early afternoon - a rotten afternoon. Cold wind blew cold rain in my face and down my neck as I left the square granite barn of a railroad station to climb into a taxicab."

Dienstag, 5. Februar 2008

Die geköpfte Taube

Eine geköpfte Taube lag auf dem Hinterhof (und die zwei Hauptverdächtigen gehen auf ihren vier Beinen bei uns ein und aus).

(Das ist der Kleinmist meines Tages, der eigentlich im Großen und Ganzen aus Kleinmist besteht.)

Lesbos 13/12 2021

Am Morgen wachte ich zum Plätschern des Regens auf. Machte mir Kaffee, schmierte mir Brote, packte eine Portion gesalzene Oliven in den Ruck...